Sofort zugeschlagen

Staatsanwalt fordert Bewährungsstrafen für prügelnde Polizisten. Schlagstock-Einsatz „unverhältnismäßig“

Im Prozess um den Schlagstock-Einsatz gegen Katja K. im Zusammenhang mit einer Bambule-Demonstration am 19. November 2002 hat Staatsanwalt Udo Bochnik gestern saftige Strafen beantragt. Die beiden Prügelpolizisten des berüchtigten Einsatzzuges Mitte, Gunnar O. und Björn D., sollen wegen Körperverletzung im Amt und Verfolgung Unschuldiger Bewährungs-Haftstrafen von 22 und 19 Monaten bekommen. Sie hätten in jener Nacht die Frau ohne Notwendigkeit geschlagen und eine falsche Anzeige gegen sie erstattet. Sollte das Gericht dem folgen, müssten die Polizisten aus dem Staatsdienst entfernt werden.

Staatsanwalt Bochnik nannte den Schlagstock-Einsatz in seinem Plädoyer „unverhältnismäßig“. Die Beamten, die angeblich gerade einen Platz räumten, hätten der Frau, die per Handy telefonierte, Gelegenheit geben müssen, sich freiwillig zu entfernen. Stattdessen hätten sie sofort zugeschlagen.

Anschließend hätten die Beamten in einer Anzeige behauptet, die 31-Jährige habe sie mit einer Bierflasche beworfen und bespuckt. Laut übereinstimmenden Zeugenaussagen habe die Frau aber gar keine Flasche bei sich gehabt. Bochnik: „Aus der Geschädigten sollte eine Störerin gemacht werden, um eigenes Fehlverhalten zu verschleiern.“

Zuvor hatte ein Augenzeuge dies nochmals bestätigt. Demnach herrschte in jener Nacht Chaos unter den Polizisten, nachdem diese eine friedliche Bambule-Demonstration nach einem FC St. Pauli-Spiel gegen Köln nach St. Pauli-Süd gedrängt hatten. 200 Menschen wurden eingekesselt, es fanden regelrechte Jagdszenen statt.

Katja K. befand sich gerade auf dem Heimweg ins Schanzenviertel, als sie plötzlich „einen Stoß“ verspürte. „Ich sackte zusammen“, schildert sie die Ereignisse. Ihr Glück: Augenzeugen sahen den Vorfall. Der Prozess wird fortgesetzt. Kai von Appen