Bye-bye, Buju Banton

Der homophobe Reggae-Star fühlt sich von den Homos verfolgt: Auch sein Berliner Konzert wurde abgesagt

Nach Protesten von Schwulenverbänden ist das für heute in der Berliner Kulturbrauerei geplante Konzert des jamaikanischen Reggae-Sängers Buju Banton abgesagt worden. Der Dancehall-Star war in die Kritik geraten, weil er in seinem zwölf Jahre alten Lied „Boom Boom Bye“ offen dazu aufruft, Homosexuelle zu ermorden. Das Lied kann weiterhin auf CD erworben werden. Laut Jamaica Observer soll Banton das inkriminierte Lied Anfang August dieses Jahres auf Jamaika aufgeführt haben, zudem steht der Sänger im Verdacht, an einem schwulenfeindlichen Angriff in seinem Heimatland beteiligt gewesen zu sein. Der Veranstalter, die Consense Gesellschaft zur Förderung von Kultur, die im Auftrag des Berliner Senats arbeitet, distanzierte sich von „gewaltverherrlichenden, rassistischen und sexistischen Äußerungen jeglicher Art“, betonte aber, dass er „die sonstigen künstlerischen Qualitäten“ Bantons anerkennt.

Consense hatte sich erst nach massivem Druck des Berliner Aktionsbündnisses, zu dem unter anderem der LSVD und sämtliche schwul-lesbischen Organisationen der deutschen Parteienlandschaft gehören, bereit erklärt, den Auftritt Bantons abzusagen. Zu den Unterstützern des Aktionsbündnisses gehörten zudem Wolfgang Thierse in seiner Funktion als SPD-Bundestagsabgeordneter von Berlin-Pankow und die Grüne Claudia Roth als Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung.

Die Berliner Kulturverwaltung hatte ergebnislos versucht, zwischen Veranstalter und Verbänden zu vermitteln, indem sie eine öffentliche Entschuldigung des Sängers vor Konzertbeginn angeregt hatte. Der LSVD fordert jedoch im Einklang mit internationalen Organisationen, dass Banton sich nicht nur öffentlich entschuldigt, sondern sich darüber hinaus bereit erklärt, nie wieder homophobe Lieder zu verbreiten. Ein Gespräch zwischen Verbänden und Künstler im Vorfeld eines Banton-Konzerts in Bremen war am Sonntag diesbezüglich gescheitert: Der Sänger sprach von „Jugendsünden“, für die er sich nicht mehr entschuldigen müsse, weil er dies bereits getan habe. Die beanstandete CD könne er aus lizenzrechtlichen Gründen nicht aus dem Verkehr ziehen lassen. Banton betonte, dass er weder das inkriminierte Lied zu Gehör gebracht habe, noch an besagtem Überfall auf Homosexuelle beteiligt gewesen sei. Banton beklagte die Macht der Schwulenverbände in Europa, von denen er sich zu Unrecht verfolgt fühlt.

Seine deutsche Konzertagentur, Revelation Concerts, hatte vergeblich versucht, Ausweichquartiere zu finden: Sowohl die Berliner Columbiahalle als auch der der 2BE-Club hatten abgewunken. Die schwulen „Verfolger“ waren dieses Mal hartnäckig. MARTIN REICHERT