Bauwagen
: Abgeräumt und obdachlos

Die Bezirksversammlung Nord hat gestern Abend mit den Stimmen von SPD und GAL die Räumung des Bauwagenplatzes Wendebecken verurteilt. Die Versammlung bedauerte, dass der Senat „keinen friedlichen Interessenausgleich betreibt, sondern den Konflikt verschärft auf dem Rücken der Polizei und auf Kosten der Steuerzahler“. Bezirksamtsleiter Matthias Frommann (SPD) wies Vorwürfe zurück, dass er die Räumung in der vorigen Woche verzögert habe. Vielmehr habe die Innenbehörde einen früheren Räumungstermin als nicht opportun zurück gewiesen. Frommann machte aber keinen Hehl daraus, dass auch er sich „eine andere Lösung wünschte als den Einsatz von 1.400 Polizisten“. Bis zuletzt habe es einen Investor gegeben, der eine Ersatzfläche zur Verfügung stellen wollte. Hingegen hat Bausenator Michael Freytag (CDU) die Räumung erneut verteidigt: „Eine Zulassungsverlängerung ist nicht möglich.“

Indes sitzen die Mittwoch früh abgeräumten BewohnerInnen faktisch obdachlos auf der Straße. Nur fünf Wagen könnten auf dem Ausweichplatz Borribles an der nahen Hebebrandtstraße unterkommen. Nur sehr wenigen haben eine individuelle kurzfristige Lösung finden können. „Wir leben wie die Hunde“, sagte gestern eine ehemalige Bauwagenbewohnerin: „Entweder man pennt bei Freunden oder in der Gosse.“

Eine Protestkundgebung gegen die Räumung des Wendebeckens verlief am Mittwochabend im Schanzenviertel ohne größere Zwischenfälle. Mehreren Hundert Sympathisanten, die sich vor der Roten Flora versammelt hatten, standen etwa 1.000 Polizisten gegenüber. In der Nacht kam es zu kleineren Auseinandersetzungen, 38 Menschen wurden vorübergehend festgenommen. KVA