Mit Daimler erfolgreich den Dialog fördern

Die Staatliche Internationale Schule aus Wilmersdorf gewinnt bei weltweitem Schülerwettbewerb den zweiten Platz. Mit einer Mädchenschule aus Kuwait wurde anhand eines Shakespeare-Stücks der interkulturelle Dialog versucht

BARCELONA taz ■ Nihal Adler ist sich ganz sicher. „Meine Kinder haben gelernt, zu differenzieren zwischen einem gläubigen Muslim und einen fanatischen Terroristen“, sagt die Lehrerin der Staatlichen Internationalen Schule in Wilmersdorf. Gewiss ist derzeit nur eins: Das Projekt der ägyptischstämmigen Lehrerin, zusammen mit einer Partnerschule aus Kuwait das Shakespeare-Stück „Der Sturm“ neu zu schreiben, hat gestern hohe internationale Anerkennung gefunden. Die Berliner Gesamtschule und die Latifa-al-Fares-Mädchenschule aus Kuwait bekamen gestern in Barcelona den zweiten Preis des Mondialogo-Wettbewerbs der Vereinten Nationen und DaimlerChrysler, bei der 1.466 Schulen weltweit den Dialog der Kulturen befördern wollten.

An den Stränden Kuwaits und in Berlin, am Bahnhof Zoo, landet Shakespeares Mannschaft – und wundert sich über die Marotten der Berliner und der Kuwaitis. Die jugendlichen AutorInnen dieser Geschichte aus den beiden Schulen lernten dabei ihre Vorurteile kennen. „Die dachten, wir wohnen in der Wüste, haben keine Autos und können nicht in Kaufhäusern einkaufen“, berichtet Amani Alawadhi von den Fragen ihrer Partner. Die 16-jährige Kuwaiterin kann das nur amüsieren. Ihr Vater fährt einen schweren Chrysler und kann als leitender Mitarbeiter einer Ölfirma mehr einkaufen als die Schüler im vergleichsweise armen Wilmersdorf.

Die Jury um den brasilianischen Schriftsteller Paulo Coelho war von der Shakespeare-Adaption angetan, „weil Partner, die sehr wenig Gemeinsamkeiten haben, etwas völlig Neues schufen“. Nihal Adler und ihre kuwaitische Kollegin Mirsal al-Eid haben mit der Entdeckungsreise ihrer Schüler eines der interessantesten der 25 Finalpärchen von Mondiaologo erstellt. Bisweilen kam der „interkulturelle Dialog“, den die Unesco und der Ideengeber und Financier von Mondialogo, DaimlerChrysler, befördern wollten, nur mühsam in Gang – kein Wunder bei Teamkonstellationen wie Fiji-Inseln mit Brünn in Tschechien oder dem Sieger-Team aus Nigeria und Aserbeidschan. Wie weit der Dialog zwischen den Kuwaitis und den Berlinern geht, ist schwer abzuschätzen – sie kennen sich nicht, abgesehen von Amani und Hilkka. Die Kuwaiterin konnte überhaupt nicht verstehen, wieso europäische Teilnehmer sich wunderten, dass sie als Frau nicht wählen darf oder der Regent ihres Landes nicht abwählbar ist. Das Thema Religion wurden offenbar weitgehend ausgeklammert. „Wir waren uns einig“, berichtet al-Eid, „dass alles okay gehen muss mit den religiösen Fragen.“ Aber die Saat des interkulturellen Dialogs ist gesät. Dass Frauen in den meisten arabischen Staaten den Chrysler nicht fahren dürfen, kann nicht einmal dem Sponsor gefallen. Auch er hat Interesse, diese Hürde im Völkerverständnis abzubauen. CIF