Eine tiefschwarze Null

Mit pinkfarbenem Feuerwerk, einem 1,2-Millionen-Besucher-Rekord und rührenden Abschiedsgesten ging in Berlin die „MoMA“-Ausstellung zu Ende. Zurück blieb insgeheim nur die Frage: Wie viel hat sie denn nun eingespielt?

Am Sonntagnachmittag um genau 13.22 Uhr war Schluss. Ein riesiges Schild mit den Worten „Auf Wiedersehen MoMA!“ markierte den Platz in der Schlange, hinter dem es keine Chance mehr gab, in die Neue Nationalgalerie zu gelangen.

Außer, man war abends zur Party eingeladen und kam durch den Diensteingang von hinten ins Haus. Hier schlossen um Mitternacht die Herren Schuster und Lowry, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin und der Chef des Museum of Modern Art in New York, endgültig die Türe. Applaus. Zuvor schon hatte es ein pinkfarbenes Feuerwerk gegeben, einen Mauersturz, der Feuerwehr und Notarzt erforderte, und einen letzten offiziellen Besucher, hinter dem das Schild aufgestellt wurde, ein Herr Jumpei Yamamoto aus Kioto – kurz, alles, was es braucht für ein Großereignis wie diese Ausstellung, die 1,2 Millionen Menschen in ihren Bann zog.

Nicht nur die Besucher nehmen Abschied. Auch Teile des Wachpersonals, die MoMAnizer – Kunststudenten, die den Wartenden mit Informationen zur Kunst hilfreich zur Seite standen – und alle anderen Mitarbeiter verabschiedeten sich, und bei dem einen oder anderen sah man Tränen fließen. Die Leute haben oft über ihre Kräfte hinaus gearbeitet, allerdings, wenn sie sich umschauten und die berühmte Schlange sahen, sicher in dem Gefühl, Mittelpunkt der Welt zu sein. Das ist nun schlagartig vorbei. Viele reihen sich heute in die Schlange beim Arbeitsamt ein, die es freilich nicht geben soll. Auch das ist ein Grund für die Tränen, sagt Herr Schmidt vom Guard Service. Peter Raue, Vorsitzender der Freunde der Nationalgalerie und Hauptinitiator des „MoMA in Berlin“ bedankt sich rührend bei allen, die mithalfen – das dauert, denn es waren erstaunlich viele.

Herr Komorowski, Aufsichtsleiter in der Neuen Nationalgalerie, wird mit einer kleinen Medaille und enormem Beifall geehrt, während Raue meint, „wäre ich Bundespräsident, würde ich Ihnen einen Orden verleihen, aber das bin ich ja noch nicht.“ Bei Peter Raue weiß man nicht so recht, war das nun ein Kalauer oder ein Versprecher? Letzteres war aber sicher der interessante Titel der Kulturstaatssekretärin, den er der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Christina Weiss, verlieh.

Das große Thema des Abends war insgeheim natürlich die Frage: Wie viel Geld hat das MoMA denn eingespielt? Peter Raue stapelt tief, schon seit Tagen. Die Kosten seien aufgrund des Erfolgs der Ausstellung deutlich höher als geplant, nicht bei 8,5 Millionen Euro, sondern bei 13 Millionen lägen sie, aber immerhin, man rechne mit einer „schwarzen Null“. Tatsächlich liegt der Gewinn wohl bei mehreren Millionen, wie der Schatzmeister der Freunde der Nationalgalerie, Hans-Georg Oelmann, andeutet. Ob zwei, vier oder fünf Millionen, will er aber nicht sagen.

In jedem Fall können die Staatlichen Museen nun ruhigen Gewissens neue, andere Ausstellungen finanzieren; Ausstellungen, die nicht auf Biegen oder Brechen Publikumsrenner sein müssen. Das ist ein schöner Erfolg. BRIGITTE WERNEBURG