NPD trampelt durch den Wedding

Die Berliner Polizei genehmigt der NPD einen Aufmarsch in Berlins ausländerreichstem Stadtteil. Die Route führt durch den Soldiner Kiez, die Neonazis rechnen mit über 500 Teilnehmern. Die Antifa ist alarmiert und ruft zur Gegendemo auf

VON FELIX LEE

Ein Neonazi-Aufmarsch durch das multikulturelle Kreuzberg war nicht drin – wegen der Moscheendichte und des hohen Ausländeranteils, so die Begründung der Versammlungsbehörde. Durch den Wedding dürfen die Rechtsextremen aber ziehen. Hier fällt dem Behördensprecher kein Gegenargument ein: „Hätte es Bedenken gegen diese Route gegeben, hätten wir sie schon vorgebracht“, sagt er. „Offenbar hatten wir diese nicht.“

Nun darf sich die NPD also im Wedding breit machen. Unter dem Motto „Keine islamistischen Zentren“ wollen die Neonazis am Samstag ab 9 Uhr vom S-Bahnhof Bornholmer Straße über die Osloer Straße zum Louise-Schroeder-Platz marschieren – und dann wieder zurück. Unter anderem soll es durch den Soldiner Kiez gehen. Die NPD rechnet mit mindestens 500 Teilnehmern, angemeldet hat sie vorsichtshalber 1.000.

Damit geht ein wochenlanges Gezerre zwischen NPD, Versammlungsbehörde und Polizei zu Ende. Zwar musste die NPD von ihrem ursprünglichen Ziel absehen, erstmals einen rechten Aufmarsch durch das linksalternative Multikulti-Kreuzberg durchzuführen. Aber ein Aufmarsch im Wedding hat für die Neonazis einen ähnlich hohen Symbolwert, schließlich ist der Wedding mit einem Anteil von 32,3 Prozent Berlins ausländerreichster Stadtteil.

Die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) und das „Bündnis gemeinsam gegen Rechts“ sind alarmiert und haben gestern eine Gegendemonstration an der nahe gelegenen U-Bahn-Station Pankstraße angemeldet, die zeitgleich zum NPD-Aufmarsch stattfinden soll. Einen Vorteil habe der Wedding, findet ALB-Sprecher Sebastian Schuhmann: „Der Kiez bietet gute Möglichkeiten zu Gegenaktionen.“

Einen Zwischenstopp mit Redebeiträgen unter anderem der stadtbekannten NPD-Mitglieder Jörg Hähnel und Eckart Bräuniger wollen die Neonazis ausgerechnet am Louise-Schroeder-Platz machen. Schroeder war Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt und nach dem Krieg die erste amtierende Oberbürgermeisterin Berlins. Wegen ihres Bekenntnisses zur Sozialdemokratie hatte sie in der NS-Zeit Berufsverbot. Jedes Jahr ehrt das Abgeordnetenhaus mit der Louise-Schroeder-Medaille Personen, die sich um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit von Mann und Frau verdient gemacht haben.