Spione bei Bill Gates

Microsoft will Programme entwickeln, die uns vor heimlichen Lauschern aus dem Internet schützen sollen

Bill Gates ist sauer. Er hat neulich auf seinem eigenen PC Programme gefunden, die heimlich mal nachschauen, was er dort sonst so installiert hat, und dann einem stillen Lauscher im Netz mitteilen, was der reichste Mann der Welt treibt, wohin er surft, mit welchen Passwörtern und solche Dinge.

„Spyware“ heißt so etwas und wird nicht von Viren-Kids in die Welt gesetzt. Spyware wird von Profis geschrieben, im Auftrag von Firmen, die sehr viel Geld dafür bezahlen. Nutzer des Tauschnetzes KaZaa hatten besonders arg darunter zu leiden, einige Versionen der Software liefen gar nicht ohne solches Zeug – und der Verdacht lag nahe, dass die Musikindustrie dahinter steckte.

Spyware ist übel, da hat Bill Gates schon Recht. Ob er sich im KaZaa-Netz seine Musik herunterholt, wissen wir nicht. Falls er mehr auf „eDonkey“ steht, sollte er ebenfalls vorsichtig sein. Dort hat die Musikindustrie nachweislich Rechner ins Netz gesetzt, die nur so aussehen, als seien sie Tauschpartner. Die Dateien, die sie zum Schein anbieten, lassen sich in Wirklichkeit nicht abrufen, die Maschinen sind nur zugeschaltet, um zu protokollieren, welche Angebote von anderen, echten Usern gemacht werden.

Aber Bill Gates hat leider nicht gesagt, welche Spyware er bei sich selbst gefunden hat. Man hätte ihm dann ein paar gute Tipps geben können. Es muss ja nicht gleich Linux sein, das Open-Source-Programm „eMule“ für das „eDonkey“-Netz läuft sehr gut unter Windows und gestattet es auch absoluten Laien, den möglichen Kontakt zu solchen Industriespionen zu unterbinden. Bei KaZaa sieht es allerdings schlechter aus, und bei den Pornoseiten, die nebenher besonders gern Spyware installieren, ist praktisch gar nichts zu machen. Irgendwie und irgendwo hat er sich halt angesteckt, natürlich ist ihm das peinlich, deshalb hat sich niemand getraut, ihn nach den näheren Umständen zu fragen, als er letzte Woche einen Vortrag hielt im Museum für Computergeschichte von Montain View, Kalifornien. Wenn Bill Gates redet, hält die Welt den Atem an, und also sprach er mit dem Zorn des Gerechten davon, dass Microsoft nun sofort Anti-Spyware-Programme entwickeln werde.

Harte Zeiten für Gates’ Angestellte. Die müssen nun ran, obwohl die ganze Branche sich den Bauch hält vor Lachen. Natürlich wissen sie sehr gut, wie eine ordentliche Spyware funktioniert. Die beste haben sie selbst geschrieben. Sie heißt Windows, und läuft nur mit so genannten Service-Packs einigermaßen sicher, die bei der Installation erst einmal den Rechner bis in den hintersten Winkel ausforschen.

NIKLAUS HABLÜTZEL