Sozialhilfe als Kick

Finnische Regisseurin schickt bei der Kölner „Feminale“ zwei Yuppies ins Rennen um das beste Spielfilm-Debut

Köln taz ■ Der Plot von „Nousukausi“ (engl. „Upswing“) in drei Sätzen: Janne und Katri sind gut situiert, haben interessante Jobs und glänzende Zukunftsaussichten. Doch zum großen Glück fehlt der letzte Kick, das große Abenteuer. Das suchen die beiden Yuppies bei einem 3-Wochen-Abenteuerurlaub als Sozialhilfeempfänger in Helsinki.

Genug Stoff für einen amüsanten und zugleich hintersinnigen Film ist das auf jeden Fall. Genau das möchte die finnische Regisseurin, die 39-jährige Johanna Vuoksenmaa: geistreiche und unterhaltsame Geschichten erzählen. Wie Pedro Almodóvar, Ingmar Bergman oder Lars von Trier: „Ich mag Filmemacher, die mich zugleich weinen und lachen machen, die emotional und intellektuell aufrütteln. Regisseure, deren Filme mir eine neue Sicht auf die Welt vermitteln und die einfach gute Geschichtenerzähler sind.“

Ob Vuoksenmaa selbst auch dazu zählt, kann das Publikum beim Frauenfilmfestival „Feminale“ überprüfen, das heute in Köln beginnt. Ihr Film konkurriert im internationalen Wettbewerbsprogramms „Horizonte“ mit sechs anderen um den Preis für das beste Spielfilm-Debut.

Ein Erstling war der Film übrigens nicht nur für die Regisseurin, auch Kameramann und Ausstatter haben zum ersten Mal einen Langfilm gemacht. „Daher war es klug von den Produzenten, uns bei den Dreharbeiten mit einem sehr professionellen Team zu umgeben“, erzählt Vuoksenmaa. Aber auch so sei es nicht einfach gewesen, die Geldgeber – vor allem die Finnische Filmförderung – zu überzeugen, dass sie die richtige Regisseurin für diesen Film sei. Dabei kann die Filmabsolventin der Helsinki University of Industrial Arts and Design neben einigen Kurzfilmen auch im Bereich Fernsehen schon einiges vorweisen: Fürs finnische Fernsehen schrieb und drehte sie bereits mehrere Serien, meistens Komödien.

Jetzt tourt Vuoksenmaa, die in Tampere lebt und mit dem Drehbuchautor ihres Films, Mika Ripatti, verheiratet ist, mit „Upswing“ durch die internationale Festivalszene. Bisherige Stationen: Die Filmfeste in Los Angeles, Shanghai, Tallin und Mannheim-Heidelberg. Kritiker lobten den „souveränen Eindruck“ des Debüts, den Esprit, die Schauspieler und die Kameraführung.

Und nun die Feminale in Köln: „Das ist eine große Ehre. Für mich persönlich bedeutet der Besuch in Köln außerdem die Möglichkeit, eine Menge interessanter anderer Filme zu sehen. Und neue Schuhe zu kaufen: In Deutschland gibt es sehr viele schöne Schuhe für so große Füße wie meine!“ Susanne Gannott

„Upswing“ (OmeU): heute, 22.30 Uhr, Residenz 2, Kaiser-Wilhelm-Ring 30-32, morgen, 22.30 Uhr, Filmhaus, Maybachstr. 111