Dinosaurier verabschiedet sich

Frauenbuchladen gibt nach 26 Jahren auf. „Das Überleben wurde immer schwerer“, so die Händlerinnen von Lesben- und Frauenliteratur. Großer Räumungsverkauf

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert wird Hamburgs erster und einziger Frauenbuchladen schließen. Persönliche Gründe, aber auch mangelnder Umsatz hätten sie zu diesem Schritt bewogen, erklärten gestern die Inhaberinnen des Eimsbüttler Ladens für Frauen- und Lesbenliteratur, Susanne Junker und Agnes Haß: „Uns scheint der Frauenbuchladen ein kleiner Dinosaurier zu sein, der sich jetzt mit Würde verabschieden möchte.“

Dabei haben sich die Macherinnen immer wieder als wandlungsfähig erwiesen: Was vor 26 Jahren als politisches Kollektiv entstand, hat sich inzwischen zum marktorientierten Zwei-Frau-Unternehmen entwickelt. Im Gründungsjahr 1978 kamen überall in der Bundesrepublik Frauenbuchläden auf. Zumeist waren es Lesben, die für Information und Vernetzung sorgten. In Hamburg gründete sich das Kollektiv „von heute an“ und bot in einer früheren Glaserei an der Bismarckstraße 98 nicht nur Literatur, sondern auch Jobs für Lesben an. Als es sich nach acht Jahren auflöste, kaufte eine Frau den Laden. Seither wechselten die Besitzerinnen mehrfach.

Junker und Haß übernahmen vor sieben Jahren. Stets suchten sie Kooperationen mit Bibliotheken oder Frauenberatungs- und informationsstellen. Neben dem Verkauf organisierten sie Lesungen, Filmvorführungen und Ausstellungen, um Kultur von Frauen zu fördern. Zugleich erweiterten die Buchhändlerinnen ihr Angebot um Sex-Spielzeug wie Vibratoren und Liebeskugeln.

Obwohl sich der Laden „etabliert“ habe, so die Inhaberinnen, ist spätestens Ende Januar Schluss. Das Überleben kleinerer Buchhandlungen sei durch die zunehmende Bildung von Buchkaufhäusern immer schwerer geworden, so Junker. Und auch die „repressive Kürzungspolitik“ des CDU-Senats gegen Frauenprojekte habe ihnen zugesetzt, denn durch den Kahlschlag fielen Kundinnen und Kooperationspartner weg. „Uns ist die Puste ausgegangen“, sagen Haß und Junker, die sich jetzt beruflich neu orientieren wollen.

Fragen sich die beiden doch auch, ob sich Ideen wie der Frauenbuchladen überholt haben. „Vom Zeitgeist her ja“, meint Junker und ergänzt: „Was politisch notwendig wäre, ist aber eine andere Frage.“ EVA WEIKERT

Rabatte ab November, Räumungsverkauf ab Mitte Dezember. Am Sonntag, 19. Dezember lädt der Laden zum „Büchercafé“ mit Flohmarkt