Lesbisch-schwule Filmtage: Das kontingente Leben / Kräftige Oberarme
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Es gibt sie noch, die Filme, in denen das Schwul- oder Lesbischsein gefeiert wird wie eine Leistung. „Ich dachte, die Welt würde einstürzen“, sagt eine der Frauen in Lee Friedlanders Film Girlplay, der heute um 20.15 Uhr im Metropolis läuft. Gerade hat sie ihrer Mutter gebeichtet, dass sie lesbisch ist, und was passiert? Die Mutter umarmt sie und sagt: „Ich habe dich immer geliebt.“ Kein Erdbeben, nicht einmal ein kleines.

Insofern ist die Frage der Podiumsdiskussion am Samstag im Metropolis (17.30 Uhr), ob man das Queer Cinema überhaupt noch braucht, berechtigt. Was jetzt aber nicht heißt, dass es im lesbischen oder schwulen Kontext nichts zu erzählen gibt. Il vento, di sera („The Wind in the Evening“, läuft am Samstag, 20.15 Uhr im b-movie) zum Beispiel, das großartige Spielfilmdebüt des italienischen Theaterregisseurs Andrea Adriatico, berichtet von der Lücke, die ein plötzlicher Tod hinterlässt. Der Film tut nichts anderes, als mit quälender Konsequenz die Stunden im Leben eines Mannes zu filmen, die auf den gewaltsamen Tod seines Freundes folgen. Ruhelos zieht Paolo durch das nächtliche Bologna, er trinkt, er trifft Menschen. Doch mit seiner Trauer bleibt er allein.

Il vento, di sera macht für einen Moment den dünnen Faden sichtbar, an dem unser Leben hängt. Die sexuelle Orientierung ist dabei nur von peripherer Bedeutung, was von dem Workshop „Kräftige Oberarme? Verschiebbare Versprechen?“ (Samstag, 13 bis 17 Uhr) so nicht gesagt werden kann. Auch wenn der Workshop allen offen steht, die sich für das Thema „lesbische Filme mit SM-Bezug“ interessieren, geht es darin offenbar um eine bestimmte Szene. „Wir suchen nach queeren, lesbischen Sexrepräsentationen, die jenseits des Girl-meets-Girl-Musters dem nachgehen, wie sich eine selbst und in Bezug auf andere als sexuelles Subjekt setzt, jenseits von Liebesmythos und Paarbildungszwang, jenseits von Emo- und Psychodramen, jenseits einer feministischen Norm, die besagt, eine darf andere nicht benützen und sich nicht benützen lassen“, schreiben die Initiatorinnen des Workshops, Johanna Schaffer und Marcella Stecher aus Wien. Anmeldung beim Filmtagebüro unter 040-34 80 670. WIE