Umweltbewegung verpasst den Anschluss

Die Ökoverbände laufen Gefahr, zu Umweltgewerkschaften zu werden, kritisiert Ex-Greenpeace-Chef Thilo Bode

BERLIN taz ■ Die Umweltbewegung verschlafe die gegenwärtige Debatte über die Reform der Sozialsysteme. Mit diesem Vorwurf greift der Geschäftsführer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und ehemalige Chef von Greenpeace Deutschland und Greenpeace International, Thilo Bode, die Umweltverbände scharf an. In einem taz-Vorabdruck seines Beitrages für die Blätter für deutsche und internationale Politik schreibt Bode, dass die Proteste gegen die Agenda 2010 nicht losgelöst von ökologischen Fragestellungen gesehen werden können.

Wenn die Kosten für die sozialen Sicherungssysteme von forciertem Wachstum abhängig gemacht würden, sei das System nachteilig für die Umwelt. Aus dieser Perspektive wäre auch eine Kopfpauschale in der Krankenversicherung der bessere Weg. Die Verbände müssten beantworten, wie ein ökologisches Steuersystem aussehen solle, das mehr ist als eine Weiterentwicklung der Ökosteuer.

Bode fordert die Umweltverbände auf, zur rot-grünen Bundesregierung in Konfrontation zu gehen. Mit dem oft vorgebrachten Argument, unter einer konservativen Regierung wäre alles noch schlechter, haben sich die Verbände instrumentalisieren lassen. Die Umweltbewegung müsse das „wärmende Nest der politischen Systeme und Verhandlungen“ verlassen, Synergien mit den Globalisierungskritikern suchen und die Machtfrage stellen. Andernfalls mutiere sie zur Umweltgewerkschaft.

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