nachruf
: Zurück im All

Der US-Rapper Ol Dirty Bastard ist tot. Nicht nur die Berliner Feuerwehr wird sich gerne an ihn erinnern

„This guy is crazy, this guy is insane“, kündigte sich Ol Dirty Bastard auf seinem Debütalbum selbst an, „he’s the greatest entertainer since … what’s the guy’s name? … James Brown“. Doch so überdreht-anmaßend sich dies anhörte, der Rapper Ol Dirty Bastard alias Big Baby Jesus, geboren als Russell Jones, laut eigener Aussage aber eine Wiedergeburt des ägyptischen Totengotts Osiris und Mitte der 80er von einem Ufo in Brooklyn abgesetzt, um HipHop zu retten, war tatsächlich all das: verrückt, durchgedreht und von einer strahlenden Intensität, wie sie seit dem Godfather of Soul wohl niemand mehr verkörpert hatte.

Als Mitglied des Wu-Tang-Clans tauchte er in den frühen Neunzigern auf und hatte von Beginn an einen Sonderstatus in dieser vielleicht größten HipHop-Gruppe. Zum einen aufgrund seines Rapstils, der mit seinem Heulen, Jaulen, Wörter-über-zwei-Oktaven-ziehen, Bellen keine Ambitionen hatte, irgendeine Geschichte zu erzählen, sondern einen frei flottierenden Wahnsinn freisetzte. Zum anderen wegen seines selbst für eine Rabaukentruppe wie den Wu-Tang-Clan auffallend erratischen Verhaltens. Wahrscheinlich dürften in jeder Stadt, die er beehrte, ähnliche Geschichten kursieren wie in Berlin, wo er nicht nur sein Hotelzimmer verwüstete, sondern auch mitten in der Nacht Feueralarm gab, um für die anrückenden Feuerwehrmänner im Bademantel seinen Hit „Shimmy Shimmy Ya“ zu performen.

Wegen diverser Drogendelikte musste Ol Dirty Bastard 2001 für zwei Jahre ins Gefängnis. Als er am Samstag über Schmerzen in der Brust klagte und schließlich tot umfiel, befand er sich im Studio und arbeitete an seinem Comeback. Er hinterlässt 13 Kinder, deren Namen er sich auf den Arm tätowiert hatte. TOBIAS RAPP