Kölns Uniklinik in Not

Das Krankenhaus hat sein Jahresbudget bereits überschritten und operiert nur noch Notfallpatienten

KÖLN taz ■ Das Kölner Universitätsklinikum hat ein drastisches Sparprogramm aufgelegt. Bis zum Jahresende werden in dem renommierten Lindenthaler Krankenhaus nur noch die nötigsten Operationen angeboten. Ein Drittel der Stationen und Operationssäle wird aus Kostengründen erst einmal geschlossen. Das Personal sei vor allem angehalten, Überstunden abzubauen. Außerdem würden durch die leer stehenden Räume Betriebskosten eingespart. Die Einschnitte seien nötig, so die Klinik-Leitung, weil das Budget für das laufende Jahr längst ausgeschöpft sei. Bereits seit Oktober diesen Jahres sei der Rahmen überschritten.

Der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Professor Klaus Lackner, betonte zwar, dass Notfallpatienten keine Sorge haben müssten. Allerdings würde nur dann operiert, wenn Gefahr im Verzug sei. Für diejenigen, deren Eingriffe verschiebbar seien, gebe es derzeit kaum Chancen. Kleinere Krankenhäuser würden diese Patientengruppe schon längst abweisen und lieber der Uniklinik überlassen, beschreibt der Uniklinik-Professor die Situation. „Die tägliche Erfahrung zeigt, dass eine gewisse Verlagerung von sehr teuren und komplizierten Patienten hin zu den Maximalversorgern stattfindet“, meint Lackner.

Die Uniklinik ist ein solcher Maximalversorger. Sie hat die Geräte und das wissenschaftlich ausgebildete Personal, das sich den besonders schwierigen Operationen zuwenden kann. Es müsse aber einen Mix aus „teuren“ und Gewinn bringenden Patienten geben, sonst fahre das Krankenhaus automatisch ein „Minus“ ein, sagt Lackner.

Hintergrund der aktuell verstärkten Spar-Bemühungen sind die neuen Budgetrahmen, die von den Krankenkassen vorgegeben werden. Schon jetzt seien 4.000 Menschen mehr in den Kölner Unikliniken behandelt worden als für das ganze Jahr erlaubt, hieß es. Sollten weitere medizinische Eingriffe gemacht werden, bestehe die Gefahr, dass die ohnehin schon hoch verschuldete Klinik auf den Kosten sitzen bleibe. Gerade die großen Krankenhäuser seien Opfer der Gesundheitspolitik, weil sie gegen Ende des Jahres Personen abweisen müssten.

Dass sich die Ärzte angesichts dieser drastischen Maßnahmen nicht wohl fühlen, liegt auf der Hand. „Das ist sicher ein großes gesellschaftliches Problem“, räumt Lackner ein. Die finanziellen Auswirkungen würden „die Älteren und kranken Mitglieder unserer Gesellschaft“ treffen.

Solche dramatischen Finanzprobleme sind auch kein Einzelfall. In ganz Nordrhein-Westfalen soll sich das geplante Defizit der Kliniken für das nächste Jahr schon auf 500 Millionen Euro beziffern. Die Lage werde immer schlechter, Sparpotenziale seien im Großen und Ganzen schon ausgereizt, meinen Fachleute. Manche Häuser seien akut von der Insolvenz bedroht.

Frank Überall