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: Das Vermächtnis der Tempelritter

Hollywood-Produzent Jerry Bruckheimer ist ein Mann für die ganz groben Klischees. In seinen Filmen bewähren sich amerikanische Durchschnittstypen als nationale Helden; über jeder seiner Produktionen brennt hell das Licht des US-Patriotismus; und nirgendwo sonst werden Gegner des american way of life so konsequent zur Strecke gebracht – egal ob Terroristen („Con Air“), Japan („Pearl Harbour“) oder Kometen („Armageddon“). Damit liegt er an den Kinokassen richtig, alle seine Filme haben in den letzten Jahren dreistellige Millionenbeträge eingespielt.

Das formelhafte Beschwören konservativer Werte dürfte auch dem neuesten Bruckheimer-Machwerk „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (Regie: John Turteltaub) wieder einigen Erfolg garantieren. Dabei ist die Story ungefähr so spektakulär wie ein Groschenheft für Boy-Scouts: Seit den Befreiungskriegen soll irgendwo in den USA ein unermesslicher Schatz verborgen liegen, der von den Freimaurern als legitimen Nachfahren der Tempelritter im 18. Jahrhundert versteckt wurde. Der geheime Ort wurde in einem kryptischen Code mit unsichtbarer Tinte auf der Rückseite der Unabhängigkeitserklärung eingezeichnet.

Prompt beginnt ein Kampf um das heilige Dokument: Auf der einen Seite will der kindsköpfige Abenteurer Ben Gates (Nicolas Cage) mithilfe der Charta den Schatz finden, um ihn den US-Behörden zu übergeben; auf der anderen Seite will ein britischer Gangster (Sean Bean) die Reichtümer stehlen. Mittendrin agiert die Wissenschaftlerin Abigail Chase (Diane Kruger), der es darum geht, die kostbare Urkunde vor dem Diebstahl zu retten. Und allesamt werden sie von dem gewohnt unwirschen Harvey Keitel als FBI-Ermittler gejagt.

Der Plot ist dünn, die Fronten von Gut und Böse sind schnell durchschaut. Entsprechend zäh schleppt sich das Geschehen von Washington nach Philadelphia und New York, immer an den Stätten der US-Geschichte entlang. Die Action-Tour ist ein Museumsrundgang: In der Library of Congress erfährt man, dass die Bibliothek die größte Büchersammlung der Welt hat; in Philadelphia darf man mit Cage und Co. den Glockenturm der Liberty Bell hinaufklettern. So entwickelt sich die Suche zum Würfelspiel für Zehnjährige, immer den starren Vorgaben der Schatzkarte nach. Manchmal erinnert Cage tatsächlich an ein aufgeregtes Kind, wenn er wieder einmal eine Aufgabe gelöst hat und durch eine bifokale Brille holografische Landkarten lesen kann. Meistens sieht man jedoch nur, wie ein paar Gestalten durch ein morsches Studio-Labyrinth irren, bis am Ende des Tunnels das Gold der Tempelritter blinkt. Wahrscheinlich glaubt ein Großteil der Amerikaner sogar, dass die Geschichte stimmt – der Film steht dort an der Spitze der Kino-Charts. HARALD FRICKE