Warnschüsse beim Wahlkampfauftakt

Mit Gewalt will die NPD in Schleswig-Holsteins Landtag einziehen: Massenschlägerei bei Kampagnenbeginn

„Wir schlagen zurück“, ruft Udo Voigt, Bundesvorsitzender der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) in den Festsaal des Hotels in der Gemeinde Steinburg bei Itzehoe. Die Botschaft erfreut über 120 Besucher des Wahlkampfauftaktes der schleswig-holsteinischen NPD am Samstag. „Nationale Volksgemeinschaft statt multikultureller Gesellschaft“ und „deutsches Geld für deutsche Aufgaben“ fasst Voigt die altbekannten Wahlkampfparolen zusammen.

Kurz zuvor hatte NPD-Bundespressesprecher Klaus Baier „alle kräftigen Männer“ im Saal aufgerufen, rauszugehen: Auf der Hauptstraße der Gemeinde nahe Itzehoe fliegen bereits Steine und Flaschen zwischen NPD-Ordnern und Antifaschisten. Mit Tabletts und Tischen als Schutzschilden, Stühlen und Flaschen zum Schlagen stürmten die Rechten, unter ihnen einer der NPD-Spitzenkandidaten Ingo Stawitz, auf die etwa 70 Linken zu. Die Zivilpolizisten können eine Massenschlägerei nicht verhindern. Mehrere Rechte reißen eine Demonstrantin zu Boden und schlagen auf sie ein. Zwei Warnschüsse eines Beamten fallen. Die eintreffende Polizeiverstärkung trennt die Parteien und nimmt Personalien auf.

Die Demonstration hat die Polizei überrascht. „Um den Ort möglichst nicht bekannt werden zu lassen, wurde das Lokal, in Absprache mit dem Veranstalter, lediglich durch einige zivile Beamte bewacht“, erklärt ein Polizeisprecher. 47 Gegendemonstranten kommen in Gewahrsam. Nachdem die Rechten wieder im Saal sind, beendet Voigt seine zweistündige Rede. „Wir haben nur einfache Lösungen, sagen die etablierten Parteien“, führt er aus – und behauptet, die Lösungen für Deutschland seien auch „ganz einfach“. Sie bestünden in einer nationalen Volkswirtschaft, „die Spekulantentum und undeutsche Unternehmerverhalten abstraft“ und einem „Ausländerheimführungsgesetz“.

Im Anschluss beteuern Vertreter der DVU und der Republikaner die Zusammenarbeit. „Rechts von der CDU müssen alle zusammenstehen“, meint auch Kay Oeckel, einst Chef der Schill-Partei Schleswig-Holstein, nun NPD-Mitglied. Für die „Freien Kameradschaften“ erklärt Martin Engelbrecht, dass sie die „Volksfront“ unterstützen.

Andreas Speit