Schönhuber-Consulting für NPD

Der frühere Rep-Chef Schönhuber dockt als „medien- und europapolitischer Berater“ bei der NPD an. Dabei wollte er bislang nicht einmal als ihr Sympathisant gelten

BERLIN taz ■ Der frühere Parteichef der „Republikaner“, Franz Schönhuber, hat im reifen Alter von 81 Jahren eine neue politische Aufgabe gefunden: Bei einem Treffen im bayerischen Kreuth vereinbarte der frühere TV-Journalist und Europaabgeordnete mit NPD-Chef Udo Voigt, dessen rechtsextremer Partei fortan als „medien- und europapolitischer Berater“ zu dienen.

Bis vor kurzem noch hatte sich Schönhuber vehement dagegen verwahrt, auch nur als „Sympathisant“ der NPD tituliert zu werden: „Ich bin es nicht, war es nie und wurde nicht selten gerade von NPD-Funktionären hart angegangen“, beteuerte er in seinem 2004 erschienen neuesten Buch. Mehr noch: Schönhuber gerierte sich gar öffentlich als Unterstützer der SPD, rief auf, bei der Bundestagswahl 2002 für Gerhard Schröder zu stimmen. Für die ehemaligen Freunde und Feinde am rechten Rand hatte er nur noch den Tipp parat, angesichts permanenter Erfolglosigkeit sollten sie ihre Parteien allesamt auflösen. Alles ein Irrtum, ein Missverständnis?

„Es ist nicht so, dass ich alles bejahe, was die NPD macht“, beteuerte Schönhuber im Gespräch mit der taz. So sei „manches an den martialischen Auftritten“ von Aktivisten der Kameradschaftsszene „nicht gut“. Deshalb werde er der NPD auch keinesfalls beitreten. Aber er habe erkannt: „Alles fließt.“ Die NPD habe in den vergangenen Monaten eine beachtliche Entwicklung vollzogen und sei inzwischen „die einzige Partei, die ich unter Umständen für fähig halte“, den „rechten“ politischen Flügel in Deutschland zu bedienen. Da wolle er seine Erfahrung gerne einbringen – gratis, versteht sich.

Die NPD-Zentrale frohlockt über den Gewinn des Gegners von einst als neuen Senior-Consultant: Schönhuber könne der NPD-Führungsetage als „alter Fernsehmann“ gewiss hilfreiche Tipps für medientaugliche Formulierungen und Kameraauftritte geben, sagte NPD-Bundesgeschäftsführer Frank Schwerdt der taz. Außerdem hoffe die NPD, von Schönhubers Kontakten zu Rechten in europäischen Nachbarländern zu profitieren.

Doch müsste einer wie Schönhuber nicht Probleme mit dem Bündnis von NPD und militanten Neonazis haben? „Mir sind keine Vorbehalte bekannt“, beteuert Schwerdt. In der Tat: Offensichtlich hat Schönhuber kein Problem damit, dass er als Berater der NPD zwangsläufig auch gewaltbereiten Aktivisten aus der Kameradschaftsszene zuarbeitet. Im Gegenteil: Mit seiner Bündnisstrategie versuche NPD-Chef Voigt doch nur, „diese Menschen aus ihrem Gewaltkurs herauszulösen“, versichert Schönhuber. Er wolle der NPD als Berater nur „Abwehrmechanismen“ gegen die seiner Ansicht nach unfaire Behandlung durch „die Massenmedien“ zeigen.

Die öffentliche Annäherung an die NPD verspricht auch für den seit seinem Parteiaustritt politisch isolierten Schönhuber noch einmal Publicity. Der vergisst, ganz Medienprofi, nicht zu erwähnen, dass seine Ideen künftig auch in einer Kolumne des NPD-Parteiblattes Deutsche Stimme zu finden sein werden. Und dass man im Frühjahr auch im Sächsischen Landtag von ihm hören werde. Dort will die NPD-Landtagsfraktion Schönhuber als Gastredner zum Thema Europapolitik auftreten lassen.

ASTRID GEISLER