Aktion U-Bahn-Plan

Auf der Suche nach „Entgleisungshilfen“ wühlte die Polizei vier Wohnungen durch – ohne großen Erfolg

Nein, so richtig erfolgreich waren sie nicht. „Zum Auffinden von Beweismitteln, insbesondere weiterer Entgleisungshilfen, beziehungsweise Geräten zu deren Herstellung“ ließ die Staatsanwaltschaft Lüneburg Mitte November die Wohnungen von fünf AtomkraftgegnerInnen aus Hamburg und Bremen durchsuchen, zeitgleich zum Castor-Transport nach Gorleben. Das Ergebnis war mau: Die Durchsuchungen hätten „nicht wirklich nennenswert was ergeben“, sagt Staatsanwalt Manfred Warnecke.

Begonnen hatte die Polizeiaktion am 8. November in der wendländischen Göhrde bei Dahlenburg. Der Castor-Zug hatte gerade Lüneburg verlassen, da stoppte eine Polizeieinheit das Fahrzeug der fünf „in der Nähe der Schienen“. Im Auto fielen den Beamten drei Metallteile auf.

Metallteile waren es auch, die nach Aussage der Staatsanwaltschaft zuvor an drei Stellen der Bahnstrecke zwischen Lüneburg und Dannenberg aufgefunden worden waren. Dort sollten sie nach Überzeugung der Ermittlungsbehörde helfen, die Lok des strahlenden Zuges aus den Schienen zu heben. „Versuchter gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr“, sagt Warnecke: „Möglicherweise.“ Denn „es ist ja kein Zug entgleist“.

Ob die Metallteile im Auto der fünf AtomkraftgegnerInnen überhaupt „der gleiche Typ“ Metallteile wie der auf den Schienen waren, ist nach wie vor offen. Der Vorwurf gegen die Autoinsassen dagegen steht: „Verabredung zum Verbrechen“. Sie verbrachten die Nacht im Polizeigewahrsam – während die Polizei ihre Wohnungen durchwühlte.

Fritz Storim, Mitarbeiter der Bremer Messstelle für Arbeits- und Umweltschutz e.V., will zum Verfahren selbst keine Angaben machen. „Widerstand gegen die Atomtransporte“ aber befürworte er: „Das macht deutlich, dass der Betrieb der Atomanlagen nicht so reibungslos ablaufen kann.“ Die bei ihm beschlagnahmten Güter hat er inzwischen zurückerhalten: ein Pappkarton, vollgestopft mit Materialien über S- und U-Bahnen – Material für ein Schulprojekt zum öffentlichen Nahverkehr, dass Storim, einst Physiklehrer, vor Jahrzehnten von seinen SchülerInnen hatte zusammentragen lassen. Dass die Beamten sich ausgerechnet dafür interessierten, braucht indes nicht weiter zu verwundern. Ihr Suchauftrag umfasste schließlich explizit „Zeichnungen und Pläne, die das Eisenbahnnetz betreffen“. sim