Herrschende grüne Schranzen

betr.: „Blick voraus im Zorn“, taz nrw vom 13.1.05Knabe hat recht, und ist in seiner Kritik noch sehr zurückhaltend. Polemisch gesagt: Die herrschenden grünen Schranzen feiern sich selbst. Es muss angenommen werden, dass dezidiert politisch motiviert, selektiert zu den grünen Festspielen nach Berlin eingeladen worden ist. Es wäre wert gewesen, die Metamorphose der Grünen von einer Partei „neuen Typs“ (August Hausleiter) bzw. einer „Anti-Partei-Partei“ (Petra Kelly) zur heute homogenen Fischer-Partei durch authentische Gründer-Grüne kritisch begleiten zu lassen.

Dass ausgerechnet Fücks das Selektionsverfahren geleitet hat, ist ein Witz der grünen Geschichte. Dieser Mann hat noch zu der Zeit, als wir das grüne Projekt mit aller Kraft vorangetrieben haben (1979/1980), den Stellenwert von „Ökologie“ als neues politisches Essential schlichtweg abgestritten, und stattdessen immer noch in seiner Sekte, dem „Kommunistischen Bund Westdeutschland“ (KBW) und in dessen Zentralorgan unselige Artikel über die „Weltrevolution“ verfasst. Fücks, noch eine Polemik, ist ein Trittbrettfahrer, der sich, wie viele andere gescheiterte Sektenmitglieder von K-Gruppen, an den grünen Express angehängt hat, sehr komfortabel, wie man weiß, als Chef der Böllstiftung heute, und es immer verstanden hat, die nächste Drehtür, die zu Ämtern und Mandaten führten, zu nutzen. Nach der Piepmatz-Affäre in Bremen abgewählt, musste der Mann versorgt werden, was deshalb leicht gelingen konnte, nachdem der lange Marsch der sogenannten „Realos“ zum Ergebnis hatte, dass alle Essentials einer anderen politischen Kultur, die die Grünen so attraktiv gemacht hatten, über Bord geworfen waren. Die Realos hatten es dabei sehr leicht, da die Basisdemokratie von deren vermeintlichen Protagonisten, mit Basisbürokratie fehlinterpretiert worden ist. Es würde dem Kongress in Berlin gut zu Gesicht stehen, die Entwicklungsgeschichte der Grünen auch unter dem Blickwinkel der individuellen politischen Biographien der längst ausgestiegenen Gründer-Grünen! [...] Wer sich das Personal der geladenen Referenten zur Jubiläumsveranstaltung in Berlin am 28./29.01.2005 ansieht, kommt zum Schluss, dass es in der Tat eine „Nabelschau“ der grünen Machtelite werden wird, mit dem Ziel, die Definitionsmacht über die Geschichte der Grünen in der Hand zu behalten.

ERNST HOPLITSCHEK, Grünes Gründungsmitglied, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen 1981/1982, Erpel