Lübecker Brauntöne

Gemeinsamer Wahlkampf-Auftritt von Freie-Kameraden-Führer Thomas Wulff und NPD-Bundes-Chef Uwe Voigt

Drei Ansätze, ein Satz. Dem Landtagskandidaten der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NPD), Peter van der Born, fiel die Eröffnung der Wahlkampfveranstaltung in Heilshoop nahe Lübeck schwer. Van der Born, 29 Jahre und wegen Körperverletzung vorbestraft, hat Platz sechs der NPD-Liste für die schleswig-holsteinische Landtagswahl am 20. Februar inne. Große Reden dürften ihm den allerdings kaum beschert haben.

Dafür hatte man am 22. Januar andere Neonazi-Prominenz ins „Landgasthaus Heilshoop“ geladen. Als Hauptredner traten der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt und Thomas Wulff, Führer der „Freien Kameradschaften“ (FK) auf, der bundesweit bedeutende Chef der neonazistischen Bewegung – ein Novum im Wahlkampf.

Über 60 Neonazis – wenige Frauen, aber umso jüngere Mädchen – waren in den von Dieter Kern, Vorsitzender des „Bündnis Rechts für Lübeck“, gepachteten Gasthof gekommen. Etliche Rechte holten sich gleich ein Bier, selten schauten sie auf den Info-Tisch, wo Bücher wie Helden der Wehrmacht, Runenkunde oder Was ist Deutsch auslagen. Schon in den anliegenden Dörfern hatte die Polizei Kontrollen durchgeführt. Vor dem Gasthof standen mehrere Einsatzkräfte bereit. Die Polizei hat offensichtlich gelernt: Beim NPD-Wahlkampfauftakt in Steinburg war es Anfang Dezember zu Auseinandersetzungen mit Gegendemonstranten gekommen.

An diesem Abend konnte Wulff jedoch ungestört den Zusammenhalt der „nationalen Bewegung“ beschwören. „Die Jahre der Spannungen sind vorbei“, erklärte er am Rednerpult und betonte: „Wir ziehen jetzt an einem Strang – jung und alt – um in die Parlamente zu kommen.“ Gleich nach dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren hätten Kader der „FK“ die ersten Gespräche mit der Partei geführt, die sie zuvor als zu legalistisch und moderat ablehnten.

Die Arbeitermütze, die Wulff sonst trägt, ließ das neue NPD-Mitglied auf dem Podiumstisch liegen. Die Geschlossenheit der „Volksfront“ könne zum Wahlerfolg wie in Sachsen führen, hob er hervor. Denn über 15 Prozent des „deutschen Volks“ könnten sich laut Umfragen vorstellen, rechts zu wählen. Voigt ergänzte später, der Unmut gegen Hartz IV müsse genutzt werden, und unterstrich: „Niemals mehr getrennt, miteinander ist angesagt.“ Längst hätten sich viele „Republikaner“ im Norden trotz anderem Bundesparteikurs der „Volksfront“ zugewandt. Bemüht, die sozialen Verunsicherungen zu nutzen, wollen NPD und FK „gegen Multikulti und Hartz IV“ am 29. Januar in Kiel aufmarschieren. Eine Gegendemonstration ist ebenfalls polizeilich angemeldet.

Andreas Speit