„Grenzübergreifende Begegnungen“

Das Internationale Forum eröffnet mit dem Episodenfilm „Lost and Found“ von Regisseuren aus sechs osteuropäischen Ländern. Katrin Klingan ist Leiterin von „relations“, Koproduzent des Films

taz: Sie arbeiten seit längerer Zeit mit Künstlern aus dem osteuropäischen Raum zusammen. Wie kam es zu der Idee für ein gemeinsames Filmprojekt?

Katrin Klingan: Die Initiative „relations“ entwickelt Kunst- und Kulturprojekte im östlichen Europa, die dann mit deutschen Partnern vernetzt werden und eigene Kooperationen bilden. Was die künstlerischen Formate betrifft, sind wir offen. Daher war für uns schnell klar, auch mit dem Medium Film zu arbeiten. Das bedeutete für uns, entweder Austauschprogramme mit Filmakademien zu machen oder sich direkt an die Filmproduktion heranzuwagen. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Im Juli 2003 habe ich in einem langen Gespräch mit Nikolaj Nikitin, der dann der Künstlerische Leiter des Filmprojekts wurde, die Eckpunkte für ein solches Vorhaben besprochen.

„Lost and Found“ ist ein Episodenfilm, zu dem Regisseure und Regisseurinnen aus sechs osteuropäischen Ländern einen Kurzfilm beigetragen haben. Nach welchen Kriterien sind Sie bei der Auswahl vorgegangen, und wie sind sie auf das Thema „Generation“ gekommen?

Bezüglich der Länder wollten wir uns auf jene konzentrieren, die noch relativ wenig internationale Auftrittsfläche haben. Also auf die Länder, in denen die Produktionsbedingungen eher noch schwächer sind oder die sich trotz großer Filmtraditionen noch nicht wieder etablieren konnten.

Die Regisseure sollten am Anfang ihrer Karriere stehen, aber schon Filme gedreht haben und vor allem sehr gut sein. Das Entscheidendste war dann die Themenfindung. Nikolaj Nikitin schlug „Generation“ vor, wofür Folgendes sprach: In den Ländern des östlichen Europa markiert der politische und gesellschaftliche Umbruch auch einen Bruch zwischen den Generationen. Die Generationenfrage im weitesten Sinn ist damit ein verbindendes Element. Zum anderen erschien dieses Thema offen genug, damit die Künstler ihren individuellen Zugang finden können.

Wie ist der Film dann konkret entstanden?

Leitgedanke war immer der Projektcharakter. Daher hat „relations“ einen künstlerischen Leiter gesucht und in Nikolaj Nikitin gefunden sowie einen Fachbeirat zusammengestellt. Icon-Film ist Produzent des Gesamtfilms, „relations“ Koproduzent und in den jeweiligen Ländern haben wir weitere Koproduzenten gesucht. Die Regisseure haben dann gemeinsam mit dem Projektteam in Workshops ihre Ideen und ihre Skripts weiterentwickelt. Drehbeginn in den einzelnen Ländern war ab Sommer 2004. Die Postproduktion fand gemeinsam mit den Koproduzenten und den Regisseuren in Deutschland statt.

Der Film läuft jetzt als Eröffnungsfilm des Internationalen Forums auf der Berlinale, vor einem vorwiegend westlichen Publikum. In welcher Form wird der Film in den Herkunftsländern zu sehen sein?

In derselben Form wie auf der Berlinale. Deshalb haben wir für jede Episode auch Koproduzenten vor Ort gesucht, die natürlich nun das Interesse haben, den Film auch im eigenen Land zu verbreiten. Die Koproduzenten besitzen die Verwertungsrechte in ihren jeweiligen Ländern. Schon jetzt gibt es erste internationale Festivaleinladungen.

Ziel von relations bei diesem Projekt ist es, den Austausch zwischen Filmschaffenden anzuregen und ihre Arbeitsbedingung zu verbessern. Kann man das mit Projekten wie „Lost and Found“ erreichen? Haben sich, auch unabhängig von „relations“, zwischen den Filmschaffenden der einzelnen Ländern Austauschformen entwickelt?

Ja. Die Kommunikation unter den Regisseuren war sehr, sehr gut und alle haben die Zusammenarbeit als Bereicherung empfunden. Bei dem Filmprojekt „Lost and Found“ wollten wir eine Plattform schaffen, auf der Künstler mit fachlicher Unterstützung diskutieren und ihre Ideen weiterentwickeln können. Denn für unsere Arbeit ist das Initiieren von grenz- und genreübergreifenden Begegnungen und Diskussionen zentral.

INTERVIEW: SEBASTIAN FRENZEL

„Lost and Found“, 11. 2., 18.30 Uhr, Delphi Filmpalast; 12. 2., 12.30 Uhr, Arsenal und 17 Uhr, Filmkunsthaus Babylon; 20. 2., 14.30 Uhr, CineStar 8