Imam als Hassprediger ausgewiesen

Das Ausländeramt hat den Imam der Abu Bakr Moschee als Extremisten ausgewiesen. Dem Ägypter wird nach einem Heimatbesuch voraussichtlich die Einreise verweigert. Der Moscheevorstand will von Hasspredigten keine Kenntnis haben

bremen taz ■ Auf die Ausweisung des Imams der Abu Bakr Moschee als „Hassprediger“ durch das Bremer Ausländeramt haben die Vorstandsmitglieder der Moschee gestern mit Empörung reagiert. Wie Vertreter eines organisierten islamistischen Netzwerkes wirkten sie dabei allerdings nicht. Wenig kenntnisreich behaupteten sie vielmehr, als „erster deutscher Fall“ solle der Geistliche ihrer Moschee „vorgeführt werden“. Schon in den Jahren 2001 und 2003 war die Moschee als Gebetshaus des Guantanamo-Gefangenen Murat Kurnaz und als geistige Heimstatt eines libanesischen Busentführers in die Schlagzeilen geraten. Tatsächlich sind in Deutschland über 15 solcher Ausweisungsverfahren nach dem neuen Zuwanderungsgesetz anhängig, viele davon in Baden-Württemberg und Bayern, aber auch in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Andere Länder prüfen ähnliche Verfahren. „Wer Hass predigt, hat in dieser Stadt keinen Platz“, nahm unterdessen der Sprecher des Innenressorts Stellung zur ergangenen Ausreiseverfügung, die ab sofort gilt.

Wie immer, wenn Mitglieder der Abu Bakr Moschee als extremismusverdächtig gehandelt werden, will niemand der Männer, die hier regelmäßig beten, davon etwas mitbekommen haben. In dem Haus an der Neustädter Duckwitzstraße predige niemand Hass. Der stecke dagegen hinter den Behauptung, der Imam riefe zum Kreuzzug gegen Ungläubige auf. „Der Mann hat wohl Feinde“, glaubt der zweite Vorsitzende des Vereins. „Die haben etwas Falsches über ihn erzählt.“

Nur unter vier Augen bestätigen einzelne Moscheebesucher vorsichtig und sehr allgemein den Kern der Extremismusvorwürfe. „Der eine oder andere ergreift mal das Wort, um sich abzukühlen.“ Aber das sei „keine Hetze. Das ist Meinung.“ Der ausgewiesene Imam, ein 43-jähriger Ägypter, sei „seit dem Vorfall mit dem Bus aber sehr zurückhaltend. Der Mann ist kein Aufhetzer“. Israel- oder USA-feindliche Aufrufe – wie sie das Ausländeramt auf der Grundlage von Beobachtungen des Verfassungsschutzes dem Betroffenen vorhält, „haben hier gar keinen Sinn“. Die seit langem in Deutschland ansässigen Gemeindemitglieder wollten ihre Ruhe. Wer etwas anderes wolle, „der soll doch hingehen wo die Angreifer sind, oder der Terror, wie man das sieht, und sich dort einmischen“. Voilà.

Der mehrfache Aufruf zum Djihad während des Freitagsgebets, gepredigter Hass gegen die USA und Israel, Schmähungen gegen Saudi Arabien als „Schweinearaber“ sowie die Aufforderung an Jugendliche, sich für den Heiligen Krieg bereit zu machen – die Liste der Vorwürfe gegen den Ausgewiesenen ist mehrere eng bedruckte Seiten lang. Die Verfügung des Bremer Ausländeramtes listet darin regelmäßige Hasstriaden seit Mitte Juli 2004 bis zum 21. Januar 2005 auf. An jenem Freitag habe der Prediger angekündigt, Frau und Kinder in Ägypten besuchen zu wollen.

Im Bremer Innenressort hieß es gestern, „falls der Mann sich im Ausland befindet, kann er von dort aus einen Rechtsanwalt beauftragen“, wenn er den Rechtsweg beschreiten wolle. Zur Sicht der Gemeindemitglieder, dass ein Unbekannter dem Prediger aus persönlicher Feindschaft schaden wolle, sagte Ressortsprecher Markus Beyer: „Das ist das erste Mal, dass ich sowas höre.“

Der ausgewiesene Geistliche kam vor sechs Jahren erstmals nach Bremen, um für den Verein „Bund für Muslime“ zu arbeiten. Als Imam war er bereits am alten Standort der inzwischen in einen nordafrikanischen und einen arabischen Teil gespaltenen ehemaligen Abu Bakr Gemeinde tätig. ede