Bauernopfer der CDU
: Das böse N-Wort

Du sollst doch nicht lügen, hat die Mutti immer gesagt. Wahrscheinlich auch die von Torsten Hippe. Der CDU-Bezirksverordnete von Steglitz-Zehlendorf soll jetzt aus der Partei geworfen werden, weil … Ja, warum eigentlich? Weil Hippe ein Neonazi ist – und darum bei den Christdemokraten nichts verloren hat? Oder weil er die Wahrheit gesagt hat – eine Wahrheit, die der CDU nicht schmeckt?

KOMMENTAR VON JAN ROSENKRANZ

Sicher ist, Hippe hat ganz nonchalant zugegeben, er könne nicht verhindern, dass er in einzelnen Fragen den Positionen der NPD nahe stehe. Abgesehen davon, dass sich das sehr wohl verhindern lässt, gilt dieser Satz wohl für die ganze CDU in Steglitz-Zehlendorf. Tatsächlich steht sie in einzelnen Fragen den Positionen der NPD nahe.

Die einzelne Frage, um die es geht, ist der von CDU und FDP getragene Beschluss des Bezirksparlaments, am 60. Jahrestag des Kriegsendes auch und explizit der deutschen Opfer zu gedenken, die die Rote Armee zu verantworten hat. In dieser Frage hätte die NPD wohl nicht vermeiden können, einer Position der Steglitz-Zehlendorfer CDU nahe zu stehen. SPD, PDS und Grüne waren zu Recht erbost.

CDU-Bürgermeister Herbert Weber bemühte Dichter und Denker und gar einen Buchenwald-Überlebenden, um in seiner Rede die gute Gesinnung zu beschwören. Doch für einen eigenen Satz blieb auch noch Platz. Er bezeichnete die Beschränkung des Gedenkens an das Kriegsende auf zwölf Jahre Nazi-Diktatur als „sublime Form der Geschichtsfälschung“. Ein Satz, der in der CDU keinerlei Anstoß erregte. Auch wenn er Positionen der NPD sehr nahe steht. Nur Hippe hat das beim Namen genannt. Und die CDU hat ein Bauernopfer gefunden. An ihrer Position aber hält sie unverändert fest – ganz in der Nähe zur NPD.