Metropole der Bürgermeister

Im Mai findet der Weltkongress Metropolis statt. Berlin will sich vor allem mit dem Thema Mobilität profilieren

An einem Schnee regnenden Februartag den Ausblick auf den Wonnemonat zu wagen ist ein gewagtes Vorhaben. Doch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ging das Wagnis ein, als sie gestern die Werbetrommel für einen Kongress rührte, der vom 11. bis zum 15. Mai in Berlin stattfindet. Und zwar nicht nur irgendeiner, sondern der Weltkongress von „Metropolis“, dem Weltverband der Hauptstädte und Metropolen. 500 Teilnehmer aus 80 Städten sollen kommen. Richtig warm wird einem da im Februar.

Oder auch nicht. Noch nämlich lassen die Metropolen der Welt die Berliner Organisatoren zappeln. Das „who is who“ der Kongressteilnehmer ist bislang eher spärlich als reich gesät. Angesagt haben sich erst die Bürgermeister von Barcelona, Stockholm, Toronto, Breslau und Seoul sowie einige Bezirksgouverneure. Zeit genug also für die Senatorin, noch mal an den Termin im Mai zu erinnern. Ein mittelmäßiges Bürgermeistertreffen statt des angepeilten größten Städtetreffens, das Berlin je gesehen hat, wäre auch im Mai ein Schlag ins Wasser.

Vorgenommen hat sich Ingeborg Junge-Reyer nämlich genug für Metropolis. „Auf dem letzten Metropolentreffen in Seoul haben wir uns bereit erklärt, das Thema Mobilität vorzubereiten“, sagte sie gestern. „Das ist ein herausragendes Thema, bei dem sich Berlin von seiner starken Seite zeigen kann.“ Die Senatorin nennt vor allem die technologischen Seiten der Verkehrslenkung und der Vernetzung der Transportmittel, von denen die anderen Städte etwas lernen können. Kein Wunder, dass deshalb auch Siemens mit im Kongressboot sitzt. Bei drei von fünf Veranstaltungen zum Thema Mobilität ist der Verkehrskonzern mit von der Partie. Insgesamt haben die privaten Akteure und Sponsoren zwei Drittel der 1,5 Millionen Euro der Konferenzkosten übernommen.

Also eher Technologiemesse denn Metropolenkongress? Nein, meint Cornelia Poczka, in der Senatsverwaltung zuständig für die Kongressvorbereitung. Schließlich finde neben den Kommissionen zu Mobilität, Abfallmanagement sowie Armut und Umwelt auch ein Jugend- und ein Frauenkongress statt. „Das Ziel ist, sich zu vernetzen und voneinander zu lernen.“

Von den US-Städten aber will man nichts lernen, zumindest in einer Sache nicht. Dass bislang keine US-Stadt Mitglied von Metropolis ist liege, so Poczka, daran, dass die Bürgermeister in den USA keinen eigenen Reisekostenetat haben. UWE RADA