Die Woche, in der SuPeer abgeschaltet wurde

taz geht wählen – die Serie zur NRW-Landtagswahl am 22. Mai. Ab heute ziehen wir jeden Samstag Wahlkampf-Bilanz. Welcher Kandidat lag in dieser Woche vorn? SPD-Ministerpräsident Steinbrück oder CDU-Herausforderer Rüttgers?

Performance der Woche?Die lieferte ganz klar CDU-Kandidat Jürgen Rüttgers ab, nämlich eine Maulwurf-Performance. Nach seiner vorvergangenen Power-Woche (Höhepunkt: TV-Auftritt als Super-Nanny in der ZDF-Real-Life-Doku-Sendung „Drei Tage Leben“, taz berichtete) tauchte der Oppositionsführer in den letzten Tagen beinahe ab. Hier ein CDU-Ortstermin in der NRW-Pampa, da ein kleines Zeitungsinterview – das war die kontemplative 11. Kalenderwoche für JR. Listig wartete Rüttgers ab, was in der Jobgipfel-Woche passieren würde. Keine schlechte Taktik, wie der Verlauf der vergangenen Tage zeigen sollte.TV-Auftritt der Woche?Das sollte Ministerpräsident Steinbrücks großer Tag werden. Donnerstag: Bundestags-Debatte vor dem großen Jobgipfel. ARD und ZDF übertragen live. Steinbrück sitzt neben CSU-Kollege Edmund Stoiber auf der Bundesratsbank und macht ein staatsmännisches Gesicht. Nach Schröder, Merkel, Müntefering, Westerwelle, Fischer und Stoiber darf „SuPeer“ (SPD-Wahlkampfslogan) ans Rednerpult. Steinbrück guckt jetzt noch staatsmännischer drein. Steinbrück ist gut drauf, Steinbrück hat sich ein paar Gemeinheiten über die Opposition parat schreiben lassen. Frau Merkel und Herr Stoiber hätten keine „staatspolitischen Reden“ gehalten, sondern Parteitagsreden, sagt er. Die SPD-Fraktion johlt und klatscht. Die Gesichter der begeisterten sozialdemokratischen Abgeordneten scheinen zu sagen: Da hält der coole Peer doch glatt eine bessere Rede als der Gerd. Donnerwetter. Pleite der Woche?Doch dann das. Steinbrück hat sich gerade erst warm geredet, da wird seine Rede unterbrochen. ARD und ZDF blenden sich aus dem Parlament aus, zeigen statt Steinbrück lieber Mittagsmagazin. „SuPeer“ wird abgeschaltet. Schiiitt, würde man im hohen Norden sagen. Und dann schalten die Sender ausgerechnet live zum „Heide-Mord“ nach Kiel. Umfrage der Woche?Die unendliche Visa-Affäre, der verpatzte Jobgipfel, dazu der „Heide-Mord“ im schleswig-holsteinischen Landtag. Nach einer miesen Woche für die SPD tut sich trotzdem wenig in den Umfragen zur NRW-Landtagswahl. Emnid sieht die Lage in einer gestern veröffentlichten repräsentativen Befragung jedenfalls so: CDU 43 Prozent, SPD 37, Grüne 10 und FDP 7 Prozent. Zur Aufmunterung der Genossen veröffentlicht Forsa eine andere Umfrage, wonach 50 Prozent der NRW-Bürger noch nicht einmal wissen, dass im Mai Wahlen sind. Zitat der Woche?Donnerstag Nacht. Nach der SPD-Pleite bei der Ministerpräsidenten-Wahl in Kiel wagt sich Rüttgers aus der Deckung. Mit einem ambivalenten Zitat: „Das Patt am Watt ist natürlich ein Ereignis, das zeigt, das Rot-Grün keine Mehrheit mehr hat, auch in der Bevölkerung, aber das ist zunächst einmal ein landespolitisches Problem. Die Stimmung für Rot-Grün ist nicht gut, das hat Auswirkungen auch für NRW, aber natürlich nicht unmittelbar.“ Rolle Rüttgers? Sowohl als auch? Alles klar?Gewinner der Woche?Trotz SPD-Krise liegt Rüttgers nur knapp vorn. Steinbrück hatte wenige, aber immerhin mehr TV-Minuten. Vielleicht kommt es nach der NRW-Wahl ähnlich wie in Kiel zu vier bis sieben Wahlgängen. MARTIN TEIGELER