Reden mit dem Staubsauger

Eine Ausstellung im Museum für Kommunikation zeigt, wie sich Technik im Alltag verändert hat und welche Zukunftsvisionen wahr wurden. Da das Museum kaum Geld hat, wird die Ausstellung gesponsert: Entsprechend einseitig sieht die Zukunft aus

VON ANNA STARK

„Sie wurden als Spezies Mensch erkannt. Bitte treten Sie ein“, schallt es von irgendwoher, nachdem der Besucher sich ganzkörperlich eingescannt hat. Mit diesem Test beginnt der Rundgang durch die neue Wechselausstellung „com@home. Vom Gestern zum Übermorgen der Wohn- und Kommunikationskultur“ im Museum für Kommunikation. Nicht alle Besucher werden aber als Mensch erkannt.

Die Ausstellung veranschaulicht die nicht immer erfolgreiche Entwicklung der Kommunikationsmedien im Alltag in sieben begehbaren Wohnräumen, die jeweils in drei Zeitebenen geteilt sind: Ein Teil zeigt das historische Ambiente der 50er-Jahre, die Mitte stellt Zukunftsvisionen aus, die sich in der Realität großenteils nicht durchgesetzt haben, und einen weiteren Bereich nimmt die Gegenwart sowie die nahe Zukunft ein.

Die Kommunikation in der Küche hat sich zum Beispiel grundlegend geändert. Rätselte die Hausfrau früher: „Ich weiß nicht, ob der Braten schon durch ist“, soll in der nahen Zukunft schon nichts mehr schief gehen können. Denn die Köchin kann auf viele kundige Gesprächspartner zurückgreifen, wie den Kühlschrank, der ihr berichtet, ob eine Tür offen steht und wie es sonst so geht. Letzte Unsicherheiten beseitigt die Videokonferenz. „Ich kann dann meine Mama anrufen und fragen, wie noch mal der Erbseneintopf ging, und sie kann mich beim Kochen sehen“, sagt Birgit Frenzel, Projektleiterin der Ausstellung.

Nicht durchgesetzt hat sich ein im Turnschuh eingebautes funktionsfähiges Telefon. Der Amerikaner Gary Friedman hat es 1980 gebastelt und ging damit 1985 ins Guiness-Buch der Rekorde ein – es war damals das kleinste Handy der Welt. Das Handy befindet sich unter der abnehmbaren Sohle. Mit dem Turnschuh am Ohr kann man ganz normal telefonieren – wenn er nicht zu sehr mieft. Sehenswert ist auch der erste Laptop, ein Koloss, den der Brite Adam Osborne 1981 gebaut hat. Er wiegt 10,5 Kilo.

Während die historischen Szenarien und Visionen anschaulich und unterhaltsam sind, hat die Schau der nahen Zukunft den Charakter einer Werbeveranstaltung. Denn hier werden ausschließlich die Innovationen aus dem so genannten, mit Technik voll gestopften T-Com-Haus direkt neben dem Museum vorgestellt. Das Geld, das dem Museum für Kommunikation fehlt, um Wechselausstellungen anbieten zu können, wie der Museumsdirektor Joachim Kallinich betonte, hat in diesem Fall T-Com. Die Firma ist der Hauptsponsor und breitet sich dementsprechend in der Ausstellung aus.

Fazit: Nicht nur die Kommunikation zwischen Mensch und Mensch hat neue Dimensionen erreicht, sondern auch die zwischen Mensch und Gerät. Das bestätigte sich während des Rundgangs, als eine Frau ihrem Nachbarn zuflüstert: „Ich habe auch schon eine emotionale Bindung zu unserem Staubsauger. Er ist unser Haustier. Einen Namen haben wir noch nicht, aber es ist auf jeden Fall ein Er.“

Die Ausstellung läuft noch bis zum 8. Januar 2006