In anderen Dimensionen

Die Deichtorhallen sind größer und finanziell besser ausgestattet – trotzdem hat das etablierte Braunschweiger „Museum für Photographie“ keine Angst vor dem neuen Mitbewerber. Kern des Konzepts sind Vielfalt, Forschung und der Brückenschlag von den Anfängen der Fotografie bis heute

Ja 1984, da war ein Fotomuseum noch ganz selbstverständlich ein Photomuseum. Und die Braunschweiger waren damals bundesweit ganz vorne dran mit der Gründung ihres „Museums für Photographie“. Auch heutzutage gibt es nur wenige Museen, die sich ausschließlich der Fotografie widmen – wenngleich das Genre natürlich längst eine gewichtige Rolle spielt im Kulturbetrieb. Das Sprengel Museum in Hannover beispielsweise zeigt seit seiner Eröffnung 1979 regelmäßig Foto-Ausstellungen und professionalisierte diese 1993 mit der Gründung einer eigenen Abteilung für Fotografie und Medien.

Ob nun das etablierte Braunschweiger „Museum für Photographie“ im neu eröffneten Hamburger „Internationalen Haus der Photographie“ eine Konkurrenz sieht? „Nein, das ist keine Konkurrenz“, sagt Klaus Kohn, Vorstand des Braunschweiger Museums, und zwar aufgrund der Entfernung. „Wir sehen das als Ergänzung, als positiven Wettbewerb.“ Man schaue in Braunschweig „mehr auf die eigene Region“, ferner steht für Kohn außer Zweifel: „Flächenmäßig können wir uns nicht mit Hamburg messen.“ 180 Quadratmeter hat das Braunschweiger Museum für Photographie an Ausstellungsfläche zur Verfügung, verteilt auf zwei historischen Torhäuser. Im Hamburger „Haus der Photographie“ wird auf rund 1.800 Quadratmetern ausgestellt.

Kern des Konzeptes im Braunschweiger „Museum für Photographie“ ist die Vielfalt, „der Brückenschlag von den Anfängen der Fotografie bis zur Jetzt-Zeit“, sagt Kohn. Dokumentiert und ausgestellt wird ferner auch die Forschung über die Firmen- und Sozialgeschichte der Foto-Firma Voigtländer. Ab kommendem Sonntag beschäftigen sich die Braunschweiger in der Ausstellung „Polaroid als Geste“ mit dem Sofortbild, mit dabei sind unter anderem Anna und Bernhard Blume sowie Herbert Döring-Spengler. Zeitgleich läuft die Schau „Weltsprache Fußball“, in der Fotos der legendären Agentur Magnum zu sehen sind. Durchschnittlich zeige man fünf bis sechs Ausstellung pro Jahr, so Kohn. Getragen wird das Museum von einem Verein, zur Sicherung der Grundfinanzierung gibt es institutionelle Förderung durch die Stadt.

Öffentliches Geld – für Petar Beres vom derzeit geschlossenen Hannoveraner „Haus für Fotografie“ ist das kein Thema. Anfang des Jahres machte der gemeinnützige Verein seine Ausstellungsräume nach sieben Jahren Ausstellungsaktivität dicht, „um finanziell nicht in eine Misslage zu kommen“, so Beres. Warum? Einerseits seien aufgrund der Lage der Galerie und der vielen Fotoausstellungen in den großen Hannoveraner Institutionen die Besucher weggeblieben, sagt Beres. Andererseits habe das eine oder andere aktive Mitglied Probleme bekommen, immer nur ehrenamtlich zu arbeiten.

Aufgeben wird Beres deswegen nicht: „Wir sind derzeit auf Sponsorensuche, um etwas neues aufzumachen.“ Neue Ausstellungsräume sollen gefunden werden, außerdem neue Mitglieder und soviel Geld, um einen regelmäßigen Betrieb aufrecht erhalten zu können. Das konzeptionelle Ziel: „Wir wollen das Augenmerk in Richtung Osten werfen. Außerdem wollen wir junge Nachwuchsfotografen aus Deutschland fördern.“ Allein: Verhandlungen mit der Stadt wird man bleiben lassen. „Wir wissen, dass die Stadt kein Geld hat. Da ist nichts zu holen.“ kli