Außerhalb des klassischen Kunstraums

Landminen und ihre Opfer. In Krefeld ist noch bis Anfang Mai die Ausstellung „One Step Beyond – Wiederbegegnung mit der Mine“ von Lukas Einsele zu sehen. Der Künstler reiste dafür in die vier am stärksten verminten Länder der Erde

Die russische Anti-Personen Splittermine POMZ-2 ist vermutlich bis in eine Entfernung von zehn Meter tödlich. Der Zünder ist mit einer schlagempfindlichen Zündkapsel versehen und wird einfach in den Zündgang geschoben. Ein auf der anderen Seite befestigter Stolperdraht wird mit dem Stift verbunden, der den Schlagbolzen gegen die Federspannung in Position hält, und der Sicherungsstift entfernt, um die Mine scharf zu machen oder die Verzögerung zu starten. Wenn nun Zug auf den Stolperdraht ausgeübt wird, wird der Rückhaltestift aus seiner Bohrung gezogen und der Schlagbolzen schlägt auf die Zündkapsel. Der Erfolg? Ein einziger Schritt zu weit kann das Augenlicht, ein Bein, die Existenz kosten.

“One Step Beyond – Wiederbegegnung mit der Mine“ von Lukas Einsele ist ein künstlerisches Projekt, das über Landminen und ihre Opfer berichtet und sie in ein sichtbares, nachvollziehbares Verhältnis zueinander bringt. Dafür ist er in die vier am stärksten verminten Länder der Erde gereist: Angola, Afghanistan, Bosnien-Herzegowina und Kambodscha. Die Ausstellung ist nur noch bis zum 8. Mai im Museum Haus Esters in Krefeld zu sehen, dann wandert sie nach Karlsruhe, wo Documenta X Leiterin Catherine David als Ausstellungsmacherin fungiert und Ende des Jahres ist sie bei den Vereinten Nationen in New York zu sehen.

Dem Fotokünstler Eisele dienen Kamera und Tonbandgerät, diesen fatalen Schritt zu beschreiben und die damit verbundenen tiefgreifenden Folgen. So erinnern sich in der Ausstellung Menschen, die von einer Mine verwundet wurden, und berichten über den Hergang des Unglücks. Einige von ihnen stellen den Unfallort in einer Zeichnung dar. Danach werden sie von Lukas Einsele mit einer Großbildkamera portraitiert und erhalten im Tausch einen Polaroidabzug dieser Fotografie. Den Erzählungen der Opfer, ihrer Zeichnung und dem Porträt wird die Dokumentation einer Landmine gegenübergestellt, die den jeweiligen Unfall hätte verursachen können.

Der Künstler will mit seiner Arbeit berühren, ohne Gefühle aufzudrängen. Sein Ziel ist es, eine Beziehung zwischen Betrachter und Opfer herzustellen. Dafür appelliert er nicht an Mitleid oder humanitäre Hilfe, sondern macht die Eigenverantwortlichkeit menschlichen Handelns bewusst. PEL

One step beyondMuseum Haus Esters, KrefeldBis 8. Mai 2005Infos: 02151-975580