Düsseldorfer rettet Kölner Kultur

Der parteilose Georg Quander wird neuer Kulturdezernent. Der Ex-Intendant der Berliner Staatsoper hat hoch gepokert – und mehr Geld für den Kulturetat bekommen. Gewählt wird er am Donnerstag

Von Frank Überall

Was gehört nicht zu den besonderen Talenten des neuen Kölner Kulturdezernenten? Klüngeln! Zumindest nicht am Rhein. Dennoch hat der geborene Düsseldorfer und „gelernte Berliner“ Georg Quander in der Kölner Polit-Szene gute Karten, bald ein „big player“ zu werden. Sein Premierenstück hat der Ex-Intendant der Berliner Staatsoper, Jahrgang 1950, bereits gegeben: Beim Machtpoker um seine Nominierung.

„Ja, wir haben gepokert“, berichtete Lothar Theodor Lemper, CDU-Fraktionsvize, gestern. Denn Quander habe Forderungen gestellt, die so erst mal keiner erfüllen wollte. Oder konnte. Denn Quander will Geld – keineswegs für sich selbst, sondern für den städtischen Kulturetat. „Der bewegt sich unter dem Niveau vieler Kleinstädte“, wetterte Quander taktisch. „Das ist einer Millionenstadt nicht würdig.“ Dass nur drei Prozent des städtischen Haushalts in die Kultur fließen, sei, so der Kandidat, auch in finanziell schlechten Zeiten nicht tragbar. Wieviel er tatsächlich mehr bekommt, ist noch unklar, man sei „ihm aber entgegen gekommen“, sagt er.

Drei Tage lang hatte Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) mit den Fraktionsvertretern Lemper und Martin Börschel (SPD) gerungen. Am Montagnachmittag um 17 Uhr waren die Fraktionen zu Sondersitzungen angetreten – und um den Dezernenten-Kandidaten zu begutachten. Georg Quander präsentierte sich, wenn auch nur kurz. So richtig kennen lernen konnten die Versammelten ihren neuen Kultur-Manager allerdings noch nicht. Die Koalitionsfraktionäre gaben sich dennoch schon recht angetan. Auch die FDP kündigte an, sie werde den Kandidaten unterstützen. Die Grünen wollen sich erst in der heutigen Fraktionssitzung dazu äußern.

Dass es Quander beim „Pokern“ mit Kölns Stadtoberen durchaus ernst ist, erklärte er so: „Wäre man meinen Bedingungen nicht entgegen gekommen, wäre ich nicht gekommen.“ Innere Freiheit und Unabhängigkeit seien ihm wichtig, ein Ja-Sager will er nicht sein: „Ein Streit lohnt sich eigentlich immer.“ Die Kölner Kulturpolitik könnte einen konfliktfreudigen Dezernenten durchaus gebrauchen.

Zum Programm seiner Amtsführung wollte sich der designierte Kulturchef gestern noch nicht äußern. Zunächst gelte es, einige Personalentscheidungen zu treffen. Immerhin wurden die seit Monaten aufgeschoben. Quanders Vorgängerin, die Dezernentin Marie Hüllenkremer (parteilos) war im Mai 2004 verstorben. Im Rathaus folgte ein politisches Ränkespiel, dass bis weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus Beachtung fand. Einen ernsthaften Bewerber, den Kasseler Ex-Theaterintendanten Christoph Nix, haben die Kölner schon verschlissen.

Warum er überhaupt in die Klüngel-Kapitale kommen ist? „Ich sehe das als Herausforderung“, meint der selbstbewusste Düsseldorfer: „An der Berliner Staatsoper habe ich gelernt, auch mit knappsten finanziellen Mitteln zu arbeiten.“

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