Hessescher Verkehrsverbund

CDU-Fraktion verlangt Tarifrevolution: HVV-Preissystem soll einfacher und flexibler werden, Berufspendler die billige CC-Karte nicht mehr nutzen können. Echtes Kurzstreckenticket gefordert – dafür sollen lange Strecken geringer subventioniert werden

Von Gernot Knödler

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion will den Hamburger Verkehrsverbund (HVV) dazu zwingen, sein Tarifsystem von Grund auf zu überdenken. Einen entsprechenden Antrag des Bürgerschaftsabgeordneten Klaus-Peter Hesse hat die Fraktion bereits beschlossen: Das System soll einfacher werden, lange Strecken geringer subventioniert und die Sperrzeiten des CC-Tickets dem veränderten Lebensrhythmus angepasst werden. Als Beurteilungsgrundlage will die CDU ein Gutachten über die Entwicklung des Fahrgastverhaltens „unter Berücksichtigung der Wirkungen tariflicher Veränderungen“ erstellen lassen. Alles in allem schwebt ihr vor, „die Pendler und die in Hamburg Wohnenden durch angemessene Preise zur Nutzung des HVV zu animieren und dabei unterm Strich die Einnahmesituation zu verbessern“.

Flexible Arbeits- und Ladenöffnungszeiten haben dazu geführt, dass Busse und Bahnen zu Stoßzeiten nicht mehr so voll sind wie früher. Das gilt vor allem für die nachmittägliche Spitze von 16 bis 18 Uhr, für die die Sperrzeit im verbilligten CC-Monatsticket aufgehoben werden könnte, wie Hesse findet. Vormittags sollte dagegen die Sperrzeit auf 10 Uhr verlängert werden, um zu verhindern, dass Berufstätige ab 9 Uhr auf dem Billigticket zur Arbeit fahren – nach Meinung Hesses eine unnötige Subvention.

„Die Entfernung, gerade bei Langstrecken, sollte sich eigentlich in den Fahrpreisen widerspiegeln“, sagt Hesse. Die Preisdegression bei langen Strecken sei „hinsichtlich der fiskalischen und standortpolitischen Interessen Hamburgs nicht mehr zeitgemäß“. Er schlägt ein einfaches System für die Differenzierung der Tickets vor: Eine Kurzstrecke könnte aus drei Stationen Bahn und fünf Stationen Bus bestehen und rund einen Euro kosten, eine Zwei-Euro-Mittelstrecke aus zehn Stationen Bahn und 15 Stationen Bus. Das Ticket für den Großbereich Hamburg könnte bei drei Euro liegen. Heute bezahle, wer vier Stationen vom Jungfernstieg zur Kellinghusenstraße fahre, genausoviel wie ein anderer für die Strecke Ahrensburg–Neugraben oder Prisdorf–Reinbek. Diesen Effekt würde Hesses System verringern.

Heute kostet eine Fahrt in der City 1,05 Euro, im Nahbereich 1,50 Euro und im Großbereich Hamburg – der bis Reinbek reicht – 2,40 Euro. Wer den Großbereich verlässt, um etwa nach Elmshorn oder nach Schwarzenbek zu fahren, zahlt bereits jetzt deutlich mehr: 3,85 beziehungsweise 4,95 Euro.

Für die Städte außerhalb der neu in den HVV aufgenommenen südlichen Umlandkreise – Dannenberg, Uelzen, Rotenburg, Bremervörde und Cuxhaven – sollten Übergangstarife eingeführt werden, so wie es auch bei der Erweiterung des HVV nach Norden geschehen sei. Für Großkundenabonnements müssten neue Ringkombinationen zugelassen werden. Der Verkehrsverbund staffelt seine Preise nach konzentrischen Kreisen (A bis E) ausgehend von der City.

HVV-Sprecherin Gisela Becker bezeichnete es als „legitim, von der politischen Seite aus das Tarifsystem unter die Lupe zu nehmen“. Der HVV habe in den vergangenen Jahren aber nicht daran gedacht, das System komplett umzukrempeln und es stattdessen an einzelnen Stellen verbessert. Eine Änderung der Sperrzeiten für die CC-Karte, eine neue Kurzstrecke, Übergangstarife und Änderungen beim Großkundenabo sei beim HVV bereits im Gespräch. Becker: „Das ist eine komplizierte Sache, denn wenn man an der einen Schraube dreht, muss man auch an der anderen was verstellen.“