Eon macht trotz Staat Gewinn

Auf der Aktionärshauptversammlung des Eon-Konzerns in Essen geißelte Konzern-Chef Wulf Bernotat die staatlichen Abgaben – und verkündete, dass der Eon-Gewinn dieses Jahr nochmals steigen werde

VON ELMAR KOK

Der Chef des Eon-Konzerns, Wulf Bernotat, hatte auf der Hauptversammlung der Aktionäre des Unternehmens gestern in Essen gute Nachrichten für alle. Den Anteilseignern von Eon konnte Bernotat die Gewinnziele, die das Unternehmen zu Anfang des Jahres prognostiziert hatte, bestätigen. Eon hatte angekündigt, den Konzerngewinn vor Steuern aus dem vergangenen Jahr noch zu übertreffen. In 2004 hatte der Konzern ein Vor-Steuer-Plus von 7,4 Milliarden Euro verzeichnet.

Selbst für die, die für die guten Zahlen des Unternehmens sorgen, hatte der Energie-Mogul ein paar warme Worte übrig. „Ich habe Verständnis für die Sorgen der Kunden“, sagte Bernotat, verantwortlich für die Preiserhöhungen für Energien sei aber nicht das gewinnorientierte Unternehmen, sondern der Staat. „Von jedem Euro, den der Haushaltskunde zahlt, gehen inzwischen 40 Cent auf staatliche Eingriffe zurück“, sagte Bernotat. Das Unternehmen werde nun alles daran setzen, das bei den Kunden verlorene Vertrauen zurück zu gewinnen. Bei den Eon-Aktionären ist diese Art der Kärrnerarbeit längst nicht mehr nötig. Das Unternehmen hatte zuletzt das sechste Mal in Folge die Dividende für Anteilseigner erhöht, sie bekamen pro Aktie 2,35 Euro. In 2004 hatte das Unternehmen zwei Euro pro Aktie ausgeschüttet.

Die Kritik der Aktionäre am Geschäftsverhalten der Manager war gestern in Essen dementsprechend marginal. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz kritisierte lediglich, dass der Konzern bei der Beteiligung an einem Gasfeld des russischen Gasförderers Gazprom nicht zum Zuge gekommen sei. Eon ist an Gazprom beteiligt, den Zuschlag für die Erschließung des Gasfeldes der Gazprom erhielt aber Wintershall, eine Tochter der BASF. Bernotat sagte gestern, der Streit ums Gasfeld Jushno Russkoje in Westsibirien sei noch nicht zu Ende, Eon könne sich daran immer noch beteiligen.

Auch weitere Auslandsbeteiligungen schloss das Unternehmen gestern nicht aus, vor allem in Osteuropa wolle das Unternehmen zukünftig investieren, interessant sei mittlerweile aber auch wieder der Energiemarkt USA. Im Kernland des Konzerns regt sich gegen das Gewinnstreben von Eon hingegen weiterer Widerstand. Kommenden Freitag veranstaltet die Initiative www.gaspreise-runter-owl.de in Paderborn einen Abend, an dem über die Zahlungsaufforderungen des Unternehmens diskutiert werden soll. Viele Menschen hatten die Gaspreiserhöhungen vom Anfang des Jahres nicht gezahlt und sind jetzt von Eon aufgefordert worden, die einbehaltenen Beträge bis spätestens zum 3. Mai zu zahlen.

Die Verweigerer freuen sich nach eigenen Angaben schon auf die angedrohten rechtlichen Schritte von Eon, da sie hoffen, dass das Unternehmen dann endlich seine Preiskalkulationen offen legen muss. „Ich fordere Sie auf, verklagen Sie mich“, sagt daher die Sprecherin der Initiative, Roswitha Köllner. Mindestens 20 andere Gasversorger in anderen Bundesländern hätten ihre Preiserhöhungen auf Druck der Landeskartellämter zurücknehmen müssen, berichten die Aktivisten.