Ein Spielplatz für Künstler und Nerds

Das Kulturhaus Podewil heißt jetzt Tesla. Morgen startet das neue Programm des „Projektlabors“. Gezeigt wird ambitionierte Medienkunst, bei der die Grenzen zwischen Kunst, Technik und Wissenschaft verschwinden sollen

Das Kulturhaus Podewil hat neue Betreiber – und schon ihre Vorstellung ist kompliziert: Denn das Podewil heißt jetzt zwar „Tesla“, doch gleichzeitig bleibt das „Podewils’sche Palais“ bestehen. Schließlich lautet so der Name der alten Familienvilla in der Klosterstraße. Ab morgen wird sie zum „Projektlabor für die Musik, Klang- und Medienkunst“ von „Tesla“. Darüber hinaus bleibt aber das Podewils’sche Palais im Sommer nach wie vor der Ort für den „Tanz im August“, das Internationale Tanzfest Berlins.

Warum also die Umbenennung, die erst einmal verwirrt? Tesla steht für die Vision der neuen künstlerischen Leitung, die sich drei Personen teilen: Andreas Broeckmann, Carsten Seiffarth und Detlev Schneider sind zusammen das gleichnamige „Medienkunstlabor“. Sie haben sich in der Ausschreibung für das einstige Podewil gegen zehn Bewerber durchgesetzt. Ihr Name ist eine Hommage an den „unterschätzten, aber möglicherweise folgenreichsten Erfinder des Jahrhunderts“, den Physiker Nikola Tesla.

Dem Programm der neuen Betreiber merkt man an, dass sie über Monate „rumgesponnen“ haben. Es ist ambitioniert, um nicht zu sagen: kompliziert. „Transdisziplinäre und polymediale Projekte sollen initiiert und gefördert werden“, erklärt Andreas Broeckmann, der auch Leiter des internationalen Medienkunst-Festivals „Transmediale“ ist. Konkret heißt das wohl, dass Tesla die vormals im Podewil relativ separat existierenden Programmschienen von Tanz, Theater, Musik und visuellen Medien stärker vermischen will. Zur morgigen Eröffnung mixen etwa die kanadischen Medienkünstler „AElab“ Video- und Audiomaterial zu Impressionen des Lebens von Nikola Tesla.

Ziel sei es auch, die „Grenzen zwischen künstlerischer, technischer und wissenschaftlicher Kreativität“ aufzuheben, ergänzt Detlev Schneider, der kurz nach der Wende bereits das Festspielhaus in Dresden wiederbelebte. Auch hierzu ein kurze Erklärung: Tesla versteht sich weniger als klassischer Spielort denn als Labor, in dem experimentiert, diskutiert und auch vorgeführt wird. Im Rahmen von „Projektresidenzen“ erhalten Künstler die Chance, im Haus und vor Publikum zu arbeiten. Polwechsel, ein instrumental-elektronisches Ensemble aus Wien, spielt etwa am Eröffnungswochenende Improvisionen. Im Verlauf von zwei Wochen soll ein festes Konzertprogramm mit Kompositionen der Mitglieder entstehen.

Weil das Budget für den Spielbetrieb mit gerade mal 212.000 Euro pro Jahr äußerst knapp bemessen ist, sind die neuen Betreiber auf Kooperationen und die Vernetzung mit anderen Kultur Schaffenden angewiesen. Eintritt kosten werden nur die Veranstaltungen im Bühnenraum im Obergeschoss, der „Kubus“ getauft wurde. Die „Permanenz“ im Foyer des Podewils’schen Palais soll ab diesem Sommer allen offen stehen. Dann verschwinden dort die Trennwände.

In einem großen Café-Lounge-Bereich laufen Video-Loops. Unter der Woche wird abends abwechselnd diskutiert und Hörspielen von „Radio Tesla“ gelauscht. Auch dies ist ein Tribut an Nikola Tesla, schließlich ist auch das Radio eigentlich seine Idee – Tesla ist aber nur im Tesla zu hören. TINA HÜTTL