Klinikchef bereitet Schmerzen

CDU und SPD zoffen sich über Weiterbeschäftigung von Wilhelm Hecker. Doch der Kölner Klinikchef hat noch ein ganz anderes Problem: Sein früherer Arbeitgeber erhebt Korruptionsvorwürfe

VON FRANK ÜBERALL

Der großen Koalition im Kölner Rathaus droht wegen dem umstrittenen Geschäftsführer der Kölner Kliniken, Wilhelm Hecker, die Krise. Nach einem Beschluss des Rates am späten Donnerstag soll der Vertrag des ehemaligen Staatssekretärs von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) nun doch bis 2010 verlängert werden. Allerdings soll Hecker zunächst einen „Masterplan“ für die hoch verschuldeten Kliniken vorlegen.

Doch der Beschluss lässt sich auf zweierlei Weise lesen. Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) geht davon aus, dass Heckers Verbleib damit gesichert ist: „Der Aufsichtsrat hat nun den Auftrag, mit Wilhelm Hecker einen Anstellungsvertrag abzuschließen.“ Die SPD sieht das ganz anders. Wenn es keinen „zustimmungsfähigen“ Zukunftsplan gebe, müsse Hecker gehen.

Unterdessen wurden Einzelheiten über die Strafanzeige wegen Verdacht auf Untreue bekannt, die sein Ex-Arbeitgeber gegen Hecker gestellt hat (taz berichtete). Bei den Marseille Kliniken in Hamburg soll er dubiose Verträge zu Lasten der Firma abgeschlossen haben. Profitiert haben davon angeblich sein Schwager, der Rechtsanwalt ist, und die Tochter von Norbert Blüm mit ihrem Architekturbüro.

Vetternwirtschaft?

Der Schwager, der als Anwalt für die Kliniken angeheuert worden sein soll, habe keine ordentliche Gegenleistung für sein Geld erbracht, schreiben die Verantwortlichen der Marseille Kliniken in ihrer Strafanzeige gegen Hecker: „Nachweisbare Tätigkeiten sind für die Gesellschaft nicht erbracht worden.“ Im Übrigen habe der Anwalt auch keinerlei Kenntnisse über den beauftragten Tätigkeitsbereich gehabt. Deshalb sei ein „korruptives Verhalten des Vorstandsvorsitzenden Hecker“ festgestellt worden. Eine zivilrechtliche Klage gegen Hecker auf Rückzahlung der an seinen Schwager überwiesenen Gelder hat die Klinik bereits angestrengt.

Was die Blüm-Tochter und ihr Büro angeht, gehen die Klinik-Verantwortlichen inzwischen davon aus, dass „die Beauftragung gerade dieser Architekten durch Hecker nicht sachlich gerechtfertigt, sondern erneut eine Beziehungsangelegenheit war“. Hintergrund ist ein nicht realisiertes Bauprojekt. Hecker selbst wies die Anschuldigungen auf Anfrage zurück. Er werde Strafanzeige gegen die Klinik-Leitung wegen Verleumdung stellen. Jeder einzelne Punkt lasse sich widerlegen.

Merkwürdige Eile

In Kölns Politikszene will über diese Querelen niemand so richtig sprechen. In der Tat ist die Substanz der Vorwürfe kaum zu durchschauen. Der Chef des Medizin-Imperiums, Ulrich Marseille, mit dem Hecker zusammen gearbeitet hatte, war auch durch die Unterstützung der rechtsradikalen „Schill-Partei“ in die Schlagzeilen geraden. Und auch gegen die Marseille Kliniken und ihre Chefs sind Ermittlungen anhängig.

Angesichts all dessen verwundert die Eile, mit der vor allem die Union in Köln die Vertragsverlängerung für Hecker betreibt. Ein möglicher Grund für die vehemente Unterstützung Heckers könnte dessen Verbindung zum Kölner CDU-Bundestagsabgeordneten Rolf Bietmann sein. Dessen Kanzlei hat einen – rechtmäßigen – Kooperationsvertrag mit den städtischen Kliniken. Am Mittwoch soll der ehemalige Ratsherr in der Fraktionssitzung der CDU an der Diskussion über Heckers Zukunft beteiligt gewesen sein.