Gierig sind, die ewig nehmen

Nachdem der Stadtrat bei der Privatisierung des Wallraf-Richartz-Museums auf die Bremse getreten hat, bestellt der Stifterrat nun die Politik zu sich, um seinen Einfluss auf das Museum zu sichern

VON ISABEL FANNRICH

Die feine Gesellschaft lässt bitten. Der „Stifterrat Wallraf-Richartz-Museum“ hat für den kommenden Montag die Spitzen der Kölner Politik und Verwaltung vorgeladen. Es geht um die Zukunft des Wallraf-Richartz-Museums (WRM). Vor allem jedoch um Geld und Macht. Denn nach der Ratsentscheidung, das WRM in eine gemeinnützige GmbH umzuwandeln, will Kölns Geldadel nun seinen Einfluss sichern. Stattfinden wird die „Gesprächsrunde“ der Stifterrats-„Verhandlungskommission“ mit den kölschen Entscheidungsträgern im „Stiftersaal“ des WRM.

Die Linie des Stifterrats ist klar: Es gehe „nicht darum, Geld aus der Hand zu geben, sondern zu bestimmen, wie Zuwendungen eingesetzt werden können“, verkündete dessen Vorsitzender Alfred Neven DuMont laut der taz vorliegendem Protokoll bereits auf der Stifterratssitzung Ende Februar. Ursprünglich hatte sich der Stifterrat deshalb eine 49-prozentige Beteiligung an der neuen WRM-GmbH gewünscht.

Doch das ging der schwarz-roten Koalition dann doch zu weit. Stattdessen beschloss der Stadtrat am 28. April, die Verwaltung zu beauftragen, die Überführung des bislang städtischen Museums in eine gGmbH „als 100%iges Beteiligungsunternehmen der Stadt Köln“ vorzubereiten. Das heißt, das WRM bleibt zwar mit Gebäude und Beständen Eigentum der Stadt. Doch durch die neue wirtschaftlich selbstständige Betriebsführung mit Geschäftsführung und Aufsichtsrat soll das Haus flexibler und ökonomischer geführt werden können, der neue Museumsdirektor Andreas Blühm soll größeren Entscheidungsspielraum bekommen.

Der Stifterrat hatte sich indes eigentlich mehr vorgestellt. So heißt es in einem an die Fraktionsvorsitzenden und kulturpolitischen Sprecher von CDU, SPD, Grünen und FDP verschickten „Letter of Intent“, der Stifterrat sei „bereit, die Stadt zu entlasten und das Museum für einen vorerst begrenzten Zeitraum zu betreiben“. Als Voraussetzung „für den Erfolg des Museums und das zusätzliche Engagement des Stifterrates“ nannten Neven DuMont & Co. – neben einer generellen „stärkeren Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte“ – zudem, „dass die Stadt Köln zusätzlichen Raum für Sonderausstellungen schafft“. Der Neubau solle auf dem benachbarten Gelände des Kaufhaus Kutz entstehen und mit diesem durch eine Brücke verbunden werden. Seinen Einfluss auf das für Köln neuartige Museumsmodell würde der Stifterrat gerne über eine Mehrheit im Aufsichtrat der gGmbH gesichert sehen.

Noch ist unklar, inwieweit die städtische Politik bereit sein wird, diesen Begehrlichkeiten nachzukommen. Am Montag müsse man „miteinander reden, in wieweit der Stifterrat in die Arbeit der GmbH eingebunden wird“, gibt sich Hans-Georg Bögner, kulturpolitischer Sprecher der SPD, diplomatisch. Wegen ihres bürgerschaftlichen Engagements sei es auf jeden Fall „legitim, die Stifter an der Verantwortung und in Entscheidungsprozessen zu beteiligen“. So kann sich Bögner denn auch Sitze im Aufsichtsrat „gut vorstellen“.

Die Ratspolitiker, die bei einer gGmbH die Mitglieder des Aufsichtsrats wählen, „werden nicht so weit gehen, sich selbst zu entmachten“, hofft die grüne Bürgermeisterin Angela Spizig, kulturpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.

Winfried Fischer, Leiter des städtischen Museumsreferats, hält es für denkbar, neben der Gesellschafterversammlung und dem Aufsichtsrat einen Beirat zu installieren. Hier könnten die Stifter über Projekte, die sie finanzieren, entscheiden. Was die Zusammensetzung des Aufsichtsrats betrifft, sei nun die entscheidende Frage: „Wie viel Einfluss lässt die Politik zu?“

Der PDS passt indes die ganze Richtung nicht. „Die Bildende Kunst soll Dritten überantwortet und ihnen das Museumsgeschäft profitorientiert überlassen werden“, befürchtet die Ratsgruppe. Kunst und Kultur seien jedoch „Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge“.