„Das Gefühl, abgezockt zu werden“

Maika B. hofft auf die Chance zum wirtschaftlichen Neuanfang, wenn Väter erneut eine Familie gründen

„Wenn Väter ihre Kinder öftersehen könnten, wäre dieZahlungsmoral sicher besser“

taz: Geht es „Zweitfrauen“ so schlecht, dass sie eine eigene Initiative gründen mussten?

Maika B.: Ja, kaum ein Mann verdient genug, um nach einer Scheidung eine neue Familie mit weiteren Kindern zu gründen und zu unterhalten. Der Unterhalt für die Exfrau macht einen Neuanfang finanziell sehr schwierig: Man kann es sich nicht leisten, dass die Frau zu Hause bleibt und die Kinder erzieht und ihnen Geborgenheit vermitteln kann. Und wenn man die Kinder betreuen lässt, verursacht das ja auch zusätzliche Kosten.

Nun könnte der Unterhalt bald zuerst den Kindern zugute kommen. Wäre damit die rechtliche Schieflage zwischen Exfrau und neuer Familie beseitigt?

Es ist gut, wenn jede Frau und jeder Mann verpflichtet wird, etwas dazuzuverdienen. Dann sähe es für uns Zweitfrauen schon viel besser aus.

Müssen sich Frauen nun wieder mehr vor einer Scheidung fürchten?

Leichter wird es für sie bestimmt nicht. Aber erwachsene Frauen sollten in der Lage sein, selbst Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Jede hat die Möglichkeit, sich etwas zu erarbeiten. Ich zum Beispiel wollte mich nicht ein Leben lang von einem Mann aushalten lassen. Aber natürlich kann es für Frauen sehr schwer werden, wenn eine Ehe kaputt geht. In Einzelfällen kommt da schon Mitleid auf.

Erwarten sie, dass Männer eher bereit sind, Unterhalt zu zahlen, wenn das Geld ihren Kindern zugute kommt und nicht der Ex?

Ja. Viele Männer haben bislang das Gefühl, dass sie abgezockt werden und ihnen nach der Scheidung nichts zum Leben bleibt. Aber Geld ist nicht alles: Das Umgangsrecht bleibt ein Problem. Wenn Väter ihre Kinder öfter sehen könnten und nicht das Gefühl hätten, der Zahlesel zu sein, wäre die Zahlungsmoral beim Unterhalt mit Sicherheit besser. Die Politik müsste da noch einiges machen. INTERVIEW: KLAUS JANSEN