Tarif Wars bei CinemaxX

Im Kino tobt der neueste Teil von „Krieg der Sterne“, vor dem Kino am Potsdamer Platz der Krieg der Beschäftigten.Sie kämpfen für mehr Lohn. Von der Firmenleitung werden sie ignoriert. In beiden Kriegen siegt jedoch das Böse

Möge die Macht mit den Fans gewesen sein – mit den Beschäftigten der CinemaxX AG am Potsdamer Platz war sie es am Mittwochabend definitiv nicht. Den Filmstart des von Star-Wars-Fans heiß ersehnten jüngsten Teils der Weltraum-Saga („Die Rache der Sith“) wollten die Kinomitarbeiter nutzen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie sich zwar nicht im Krieg mit den Sternen befinden, wohl aber in einem Kampf um faire Löhne. Und das bereits seit 18 Monaten.

Doch unter den tausenden zum Teil verkleideten Jedi-Fans vor dem Eingang des Multikomplexkinos gingen die vereinzelten Ver.di-Fahnen zwischen den vielen durch die Luft wirbelnden Laserschwertern unter. „Euch woll’n wa heute jar nich sehen“, kommentierte ein Kinobesucher den Anblick eines Gewerkschafters. Und neben ihm richtete ein weißer imperialer Stormtrooper mit eingravierter Kämpferfresse seine Laserpistole auf die Streikenden.

„Natürlich wissen wir, dass wir uns unbeliebt machen“, sagte Moritz von Lübken, Betriebsratsvorsitzender des CinemaxX-Theaters am Potsdamer Platz. „Aber alles andere schmerzt den Vorstand nicht.“ 25 Aktionen der Beschäftigten hat es im vergangenen Jahr gegeben. Reagiert habe die Firmenleitung nicht ein einziges Mal.

Zumindest aus tarifpolitischer Sicht begann der Streit vor langer Zeit in einer allerdings gar nicht fernen Galaxis. Ende 2003 war die CinemaxX AG aus der bestehenden Tarifbindung ausgetreten und hatte mit der Begründung sinkender Einnahmen die Löhne bei Neueinstellungen um bis zu 20 Prozent gekürzt. Ein Vollzeitbeschäftigter erhält seitdem einen Stundenlohn von lediglich 6,50 Euro, maximal 1.100 Euro im Monat. Auch die Löhne der anderen Mitarbeiter seien seitdem nicht erhöht worden. Die beiden Vorstandsmitglieder hätten „sich mal so ganz nebenher“ hingegen eine Bonuszahlung von 150.000 Euro gegönnt, erzählt Lübken.

Doch die Kampfbereitschaft bei der Belegschaft war am Premierenabend von Star Wars Episode III mau. Gerade 15 der insgesamt etwa 40 an diesem Abend anwesenden Mitarbeiter beteiligten sich an der Protestaktion. Ein Grund: Gegen 16.30 Uhr hatte der Leiter des CinemaxX-Theaters, Ivica Jurak, Wind von der angekündigten Arbeitsverweigerung einiger seiner Mitarbeiter bekommen. So wie der Imperator im Film es mit Leichtigkeit schafft, den Jedi-Ritter Anakin zur dunklen Seite der Macht zu verführen, war es Jurak gelungen, spontan Leiharbeiter zu ködern – zumeist StudentInnen, die bei einem Aufschlag von 50 Prozent mit Kusshand für die Streikenden einsprangen.

Auswirkungen hatte der Protest bei der Filmvorführung nicht. Im zweitgrößten Saal war lediglich das Format nicht richtig eingestellt, eine zweite Filmvorführung begann mit leichter Verspätung – alles Wehwehchen, die hartgesottene Jedi-Fans bereit sind, zu ertragen.

Auf der Leinwand hat nach 140 Minuten Kampf die dunkle Seite der Macht gesiegt. Doch das Blatt wendet sich bekanntermaßen: In Episode VI kehren die Ritter zurück und vernichten die bösen Sith. Wie Meister Yoda nach der verlorenen Schlacht zu seinem einzigen überlebenden Jedi-Ritter Obi Wan so schön sagt: „Geduld haben, wir müssen.“ Bleibt zu hoffen, dass der Kampf der Guten vor dem Kinogebäude nicht ganz so viele Episoden benötigt. FELIX LEE