Großes Kino mit Wüppesahl

Die entscheidende Frage blieb unbeantwortet. „Warum, Herr Wüppesahl, haben Sie die Pistole eingesteckt?“, fragte der Vorsitzende Richter der Schwurgerichtskammer, nachdem diese gestern das polizeiliche Video der Festnahme von Thomas Wüppesahl gesehen hatte. Darauf ist zu sehen, wie der vermeintliche Mittäter Andreas Sch. in seinem Wohnzimmer dem früheren Grünen-Bundestagsabgeordneten eine Waffe samt Munition überreicht, jener sie einsteckt – und von Polizisten festgenommen wird. Wüppesahls Verteidiger parierte die überraschende Nachfrage mit der Erinnerung, dass der Angeklagte sich erst zu „gegebenem Zeitpunkt“ zum Tatvorwurf einlassen wird. Wüppesahl ist angeklagt, einen Raubmord vorbereitet zu haben.

Wüppesahl selbst verfolgte den Film wie ein unbeteiligter Kinobesucher. Weit weniger cool erscheint auf dem Band der vermeintliche Komplize und jetzige Kronzeuge Andreas Sch. Nachdem der seinen Freund der Polizei ausgeliefert hatte, setzte er sich aufs Sofa, verbarg das Gesicht in den Händen und weinte.

Zuvor hatte eine Polizistin vor Gericht bekannt, dass die Hamburger Staatsanwaltschaft sich vorigen Herbst aktiv darum bemüht habe, den Fall Wüppesahl bearbeiten zu können: Zunächst lagen die Akten bei den Ermittlern in Lübeck – weswegen die Polizei Andreas Sch. bat, das nächste Treffen in Hamburg zu arrangieren, um die eigene Zuständigkeit zu begründen. ee