Komfortabel nach oben

Der SC Paderborn steht vor dem Zweitliga-Aufstieg und will mit einer neuen Arena den Profifußball aufmischen. Morgen geht es vor ausverkauftem Haus gegen Eintracht Braunschweig

AUS PADERBORNROLAND LEROI

Wilfried Finke kann nur sehr schwer zufriedengestellt werden. „Zumindest stehen wir ganz oben“, sagt der Vorsitzende des Regionalligisten SC Paderborn 07. Der Club steht vor dem größten Triumph der Vereinsgeschichte. Bezwingen die Ostwestfalen am Samstag im Spitzenspiel Eintracht Braunschweig, ist ihnen der Aufstieg in die Zweite Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Über 11.000 Zuschauer werden den Sportplatz am Hermann-Löns-Weg füllen. Ausverkauft, das gab es noch nie. Den Ansprüchen des 54-Jährigen genügt das aber nur bedingt. „Wir haben in dieser Saison zu wenig Spiele gezeigt, in denen das Potenzial der Mannschaft wirklich sichtbar wurde“, sagt Finke mit mürrischer Miene.

Der Eigentümer einer Möbelmarktkette ist zugleich Hauptsponsor und Mäzen seines Vereins. „Die größten Fehler werden gemacht, wenn es jemandem augenscheinlich zu gut geht“, glaubt er. Diesem Leichtsinn will Finke nicht verfallen, denn der Mann hat noch viel vor. Der anvisierte Zweitliga-Aufstieg soll nur eine Etappe sein. In etwa drei Jahren wolle man an die Tür zur Bundesliga klopfen. Finke übernahm den Paderborner Vorsitz vor acht Jahren. Der Klub stand vor dem Konkurs. „Ein Steuerskandal meiner Vorgänger hätte damals beinahe alles kaputt gemacht. Ich habe aber an die Sache geglaubt und eingegriffen.“

Gelingt der Aufstieg, hätte er sich nicht getäuscht. Mit Profifußball-erfahrenen Spielern wie Stürmer Alex Löbe, Keeper Stephan Laboué, Daniel Cartus und Guido Spork wurde der Kader zu Saisonbeginn aufgepeppt. Die Leistungsträger haben alle Verträge für die Zweite Liga. „Mit punktuellen Verstärkungen werden wir die durchschnittliche Qualität des Teams erhöhen, den Kader aber nicht aufblähen“, plant Finke mit einem Etat von rund sechs Millionen Euro. Der Boss ist froh, dass das Wohl und Wehe des Vereins dann nicht mehr allein von seiner finanziellen Unterstützung abhängt. „Im Profibereich verschiebt sich einiges, wir bekommen 2,4 Millionen Euro mehr an Fernsehgeldern.“

Die Voraussetzungen, nicht direkt wieder abzusteigen, bezeichnet Finke als komfortabel. Einerseits lechzt das Umfeld nach höherklassigem Fußball. In der Saison 1982/83 war der Vorgängerverein TuS Schloß Neuhaus zwar mal zweitklassig, stieg aber als abgeschlagener Tabellenletzter direkt wieder ab und konnte seitdem nichts mehr reißen. „Abgesehen von Arminia Bielefeld und LR Ahlen gibt es im weiten Umkreis keinen Mitbewerber, die Zuschauer werden zu uns strömen“, glaubt Finke.

Erst recht, wenn das neue Stadion fertiggestellt ist. Anfang Juni ist Spatenstich für die 15.000 Zuschauer fassende Arena, zur nächsten Rückrunde soll das komplett überdachte Stadion zum Preis von zehn Millionen Euro schon fertig sein. „Möbelhäuser können auch in fünf Monaten hochgezogen werden, eine Arena geht ähnlich fix“, sagt Finke, der dann „englische Fußball-Atmosphäre“ in Paderborn erwartet: „Diese Bedingungen lösen automatisch eine Besucherwelle aus.“ Das alte Stadion am Hermann Löns-Weg hat nicht mal eine Flutlichtanlage.

Finke hat es dann nicht weit, denn die neue Arena wird direkt neben seinem Firmensitz gebaut. Der Paderborner bezeichnet sich zwar als „etwas fußballverrückten Patrioten“, macht aber keinen Hehl aus seinen kommerziellen Zielen. „Hauptsponsor eines erfolgreichen Vereins zu sein, kann beste Sympathie-Werbung für ein Einzelhandelsgeschäft darstellen“, sagt er. Zuletzt kam der Klub eher in negativen Zusammenhängen in die Schlagzeilen. Unverschuldet, weil Schiedsrichter Robert Hoyzer vergangenen August das Pokalspiel des Hamburger SV in Paderborn verschob. „Wir konnten ja nichts dafür, deshalb blieb auch nichts hängen“, glaubt Finke, der sich freuen würde, wenn „wir demnächst im DFB-Pokal wieder auf den HSV treffen“.

Trainer Pavel Dotschew wird dann nicht mehr an der Seitenlinie stehen. Zu oft gab es Unstimmigkeiten mit dem Vorsitzenden, der dem Bulgaren zumindest die Ehre einräumt, sich als Aufstiegstrainer mit einem „heldenhaften Status“ zu verabschieden. Nachfolger wird Jos Luhukay, der zuletzt drei Jahre als Co-Trainer beim 1. FC Köln Profi-Erfahrungen sammelte und technisch ausgereiften Fußball bevorzugt. Vielleicht kann der Niederländer ja die hohen Ansprüche seines Chefs erfüllen.