Rüttgers entkommt Schülern

Am Lindenthaler Apostelgymnasium wird der designierte CDU-Ministerpräsident mit Protest empfangen. Seine Politik rechtfertigt er vor handverlesenen Schülern

KÖLN taz ■ Die Bananenschale verfehlte ihr Ziel nur knapp. Jürgen Rüttgers, Nordrhein-Westfalens CDU-Ministerpräsident in spe, würdigte die Protestler keines Blicks. Knapp 70 Demonstranten hatten sich nach einem Aufruf der Lindenthaler Jusos und des AStA der Sporthochschule am frühen Freitagmorgen vor dem Apostelgymnasium in Lindenthal eingefunden, um gegen die geplante Einführung von Studiengebühren durch die neue schwarz-gelbe Landesregierung zu demonstrieren.

Rüttgers war auf Einladung seines Parteifreunds Klaus Zimmermann und des Schulrektors des Apostelgymnasium gekommen, um einen neuen Gebäudetrakt einzuweihen. Anschließend erklärte der ehemalige Bundeszukunftsminister der Kohl-Regierung ausgewählten Fünftklässlern die Grundlagen seiner Bildungspolitik.

„Mir ist klar, dass ich von einer Zumutung rede“, versuchte Jürgen Rüttgers im engen Kreis die künftigen Studiengebühren zu rechtfertigen. „Ich würde es gern verhindern, wenn ich das Geld hätte.“ Doch um international wettbewerbsfähig zu bleiben, bräuchten die Hochschulen die zusätzlichen Einnahmen. Die Demonstranten vor der Tür sahen das anders. „Studiengebühren fördern die soziale Selektivität“, sagte einer ihrer Redner. „Wir fordern gleiche Bildungschancen für alle.“

Doch mit ihren Pfiffen, Sirenen und Protestparolen drangen die Demonstranten nicht ins Innere der Schule durch. Die glich derweil einer Festung. Schüler, die ein bisschen wild aussahen, wurden erst nach einer Ausweiskontrolle von der Polizei eingelassen. Klassensprecher Julian Gürster durfte erst gar nicht ins Gebäude. Der 16-Jährige hatte den Politiker auf der Straße mit einem Protestschild empfangen. „Bildung ist ein Recht“ stand darauf und die Forderung für ein kostenloses Studium. Weil er auf dieses Schild nicht verzichten wollte, ließ ihn die Polizei nicht passieren.

Eine Gruppe von Mädchen erhielt ebenfalls eine Lektion in Sachen demokratischen Rechts auf Information: Als sie wie üblich über die Straße zum Sportunterricht gehen und sich dabei ein Flugblatt holen wollten, scheuchte sie ihr Lehrer zurück: „Wir gehen heute durch den hinteren Eingang.“ JÜRGEN SCHÖN