Schreiben vom Krieg

Kein Relikt der Vergangenheit: Immer noch veröffentlichen rechtslastige Autoren in den Verlagen des hochsubventionierten Schiffs- und Waffensammlers Peter Tamm

Über Namen zu sinnieren lohnt sich stets, ist doch auch die Taufhistorie des Tamm-Museums von Kuriosa geprägt. Wie auch nicht: „Nachdenklichkeit“ solle sein Haus auslösen, hat der Schiffssammler jüngst gesagt. Wie anders als zielführend ist also zu erklären, dass das „Internationale Maritime Museum“ in Senats-Terminkalendern gelegentlich „Internationales Marine-Museum“ heißt? Eine fatale Verwechslung mit dem Marine-Museum Wilhelmshaven?

Auf die Grundhaltung des Sammlers verweisen solche Freud‘schen Irrtümer außerdem: Auch im aktuellen Programm der von Tamm erworbenen Verlagsgruppe Köhler/Mitter veröffentlichen rechtslastige Autoren. Auf der Website bietet der Verlag etwa die Publikation „Panzerschiff Deutschlands“ von Hans Georg Prager an. Prager ist Gründungsmitglied des „Freundeskreises Filmkunst“, der nicht nur alte NS-Filme vor „geschlossenen Gesellschaften“ vorführte. Er trug auch das von dem Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger jahrzehntelang geführte Neonazi-Zentrum „Hetendorf 13“ mit, das die niedersächsische Innenbehörde 1998 schloss. 1999 benannte sich der Verein in „Norddeutscher Kulturkreis e.V.“ um.

Ein anderer Autor des Verlags, Franz Uhle-Wettler, tritt regelmäßig als Referent bei rechtsextremen Parteien wie den „Republikanern“ oder Vereinen wie der „Gesellschaft für Freie Publizistik“ auf, die der Verfassungsschutz als „größte rechtsextreme Kulturvereinigung“ bewertet. Zudem nahm Uhle-Wettler am Kongress der Verteidiger des früheren SS-Hauptsturmführers Erich Priebke teil und berichtete in der extrem rechten Jungen Freiheit über dessen „absurde“ Strafverfolgung. Auf der Verlagswebsite bietet der Generalleutnant a. D. und Ex-Kommandeur des Nato-Defence College sein Werk „Der Krieg. Gestern – heute – morgen?“ an.Andreas Speit/Petra Schellen