KUNSTRUNDGANG
: Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Mit Supermann fing alles an … Jüdische Künstler prägen den Comic. Bis 17. Juli, Mo. & Mi.–Sa. 12–20, So. 12–18 Uhr, Galerie Neurotitan, Rosenthaler Str. 39

Dass die Entstehung von Superhelden auf jüdische Reaktionen auf Hitler-Deutschland zurückgeht, mag überraschen. Dabei waren es der Zeichner Joe Shuster und der Autor Jerry Siegel, Sohn jüdischer Immigranten aus Litauen, die bereits 1933 die Figur des Supermanns entwickelten. Zunächst als hyperintelligente, allerdings abgrundtief böse Figur, die erst 1938 den stetigen, aber doch hoffnungslosen Kampf gegen das Böse in der Welt antrat. Bereits 1936 gründeten Will Eisner und Jerry Iger ein Studio, in dem Texter, Zeichner oder Kolorateure Comicserien produzierten. Für diese zweite Generation jüdischer Einwanderer gab es kaum Chancen, in der begehrten Werbebranche Fuß zu fassen. So konzentrierte man sich auf die Produktion der stetig beliebter werdenden Comic-Hefte. Unglaublich, wie Eisner für seine eigenen Spirit-Hefte den fast klassischen „6 Bildchen je Seite“-Stil auflößte und mit den so genannten Splah-Pages, ganzseitigen Eröffnungsbildern, in die Geschichte führte. Es folgte 1940 Captain America von Joe Simon und Jacob Kurtzberg alias Jack Kirby, der auch im Eisner-Igel-Studio arbeitete, bevor das Superhelden-Genre fast zwei Jahrzehnte ins Stocken geriet. Zu grausam waren die Nachrichten, die die in den USA lebenden Juden nach Kriegsende über die deutsche Vernichtungsmaschinerie erhielten. Erst in den 60ern folgten The Fantastic Four, X-Men oder Spider-Man. Das ist aber nur der Anfang! Auch die Ausstellung „Mit Supermann fing alles an …“ mit den Klassikern wie Masters Race von Bernd Krigstein, Kurtzman/Feldsteins MAD oder Art Spiegelmans Maus rückt das aktuelle Geschehen ins Rampenlicht. Etwa Asaf und Tomer Hanukas bipolar, Ben Katchor oder Elke Steiners Kooperationen mit Edgar Kerret. Aber dafür sollte man sich Zeit nehmen und die vielschichtigen Geschichten selbst entdecken.