Gedenken an die „Judenhatz“ mit Hitlergruß

Im der polnischen Kleinstadt Myślenice „feiern“ hundert Rechtsradikale den Jahrestag eines Pogroms von 1936

WARSCHAU taz ■ Trommelwirbel. Neonazis reißen die Arme zum Hitlergruß hoch. „Gott, Ehre und Vaterland“ grölen sie und schwenken rot-weiße Fahnen. Mitten in Polen, in Myślenice bei Krakau, feierten am Wochenende knapp hundert Jugendliche vom „Nationalradikalen Lager“ den Jahrestag einer „Judenhatz“.

1936 fackelten die polnischen Nationalisten die Synagoge von Myślenice ab, plünderten jüdische Läden und zündeten auf dem Marktplatz einen Scheiterhaufen an. „Parasiten“ und „Fremde“ hätten in Polen nichts verloren, schrien sie. Dieses Pogrom unter Historikern als Standardbeispiel für den Vorkriegs-Antisemitismus in Polen. 1942 brannte es in dem Städtchen noch einmal. Die Nazis transportierten die rund 1.300 Juden von Myślenice in die deutschen Konzentrationslager ab.

Maciej Ostrowski, Bürgermeister von Myślenice, hatte die ordentlich angemeldete Demonstration der polnischen Neonazis genehmigt, da sie „friedlich“ sein sollte. Zudem wollten die Teilnehmer angeblich nur das Andenken Adam Doboszyńskis ehren. Natürlich wusste der Bürgermeister, dass Doboszyński den Überfall auf die Juden von Myślenice angeführt hatte und zu drei Jahren Haft verurteilt wurde. Seweryn Blumsztejn von der liberalen Gazeta Wyborcza konnte es nicht fassen. „Ich weiß nicht, ob man die Demonstration nicht verbieten konnte, mit Verweis auf die Verbreitung von Rassenhass.“ Doch bei der Einschränkung der Demonstrationsfreiheit müsse man vorsichtig sein. Selbst dann, wenn es sich um eindeutig faschistische Organisationen handle. GL