Nachruf
: Helga Rinsky kämpft nicht mehr

Den Verhandlungsleiter des Bundesamts für Strahlenschutz brachte ihre Hartnäckigkeit fast zur Verzweiflung. Fünf Tage lang piesackte ihn Helga Rinsky, die Bremer Atomkraftgegnerin der ersten Stunde, im Juni 2001 mit Dutzenden von detaillierten Nachfragen – der Erörterungstermin für das Atommüll-Zwischenlager am AKW Esenshamm dauerte länger als an jedem anderen AKW-Standort.

Es war beileibe nicht der erste Einsatz Rinskys in dieser Sache: Gemeinsam mit Walter Mossmann, dem Barden der Bewegung, hatte sie schon zwei Jahrzehnte zuvor den Oberkreisdirektor der Wesermarsch, der den Baugrund für das AKW an die Atomstromer verkauft hatte, mit einer Ballade bedacht – „in schrillen Schusterterzen“, wie sich Mossmann erinnert.

Rinksy, die mit dem langen Atem: Bereits Anfang der 70er im Bremer Arbeitskreis gegen radioaktive Verseuchung aktiv, der ersten Anti-Atom-Bürgerinitiative Norddeutschlands, gehörte die angehende Lehrerin wenig später zu den MitbegründerInnen der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen (BBA). Mit Tausenden protestierte sie an den Bauzäunen der Nuklearfetischisten in Brokdorf und anderswo. Das Liederbuch mit Anti-AKW-Songs, mit ihrer Hilfe erstellt, gehörte jahrelang zum Standard-Equipment der Demonstrierenden.

Als selbst nach Tschernobyl die AKWs am Netz blieben und viele resignierten, gründete Rinsky die „BBA-ML“, die midlife-Gruppe der Bremer Anti-Atom-Szene, motivierte Gleichgesinnte, sich nun in Gorleben den Castoren in den Weg zu stellen. Die von Rinsky mit gegründete „Aktion Z“, die Bürgerinitiative gegen das Zwischenlager am AKW Esenshamm, organisierte Mahnwachen und Autokorsos – bisweilen auch auf dem Kraftwerksgelände selbst. Die Klage, die Anwohner mit Unterstützung der Bürgerinitiative gegen das Zwischenlager eingereicht haben, liegt noch vor Gericht. Das Gutachten zur Gefahr eines Unfalls durch Hochwasser, an dem sie arbeitete, konnte Helga Rinsky nicht mehr fertig stellen. Sie starb am Montag, zwei Tage nach ihrem 50. Geburtstag, an Krebs. sim