Aktionäre trauen Plambeck nicht mehr

Die Hauptversammlung der Windkraftfirma dürfte turbulent werden. Staatsanwaltschaft und Finanzaufsicht ermitteln

FREIBURG taz ■ Das heutige Aktionärstreffen der Cuxhavener Windkraftfirma Plambeck Neue Energien AG dürfte turbulent werden. Dabei hatte das Unternehmen gestern die Rückkehr in die Gewinnzone gemeldet. Doch mehrere Behörden haben die Firma mittlerweile im Visier. Und das sorgt für Ärger unter den Aktionären.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) prüft derzeit den Vorwurf von Insiderhandel mit Aktien des Unternehmens, die Staatsanwaltschaft Stade ermittelt gegen Führungskräfte wegen Untreue. Aktionärsschützer haben zudem einen Sonderprüfungsantrag angekündigt und wollen gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmen.

Für Unruhe unter den Anteilseignern sorgt unter anderem ein 15-seitiges anonymes Papier zu den Geschäftspraktiken im Plambeck-Konzern, das in Finanzkreisen kursiert und auch der taz vorliegt. Autor ist offenbar ein ehemaliger Mitarbeiter. Danach sollen Gesellschaften des Plambeck-Konzerns auf Kosten der Plambeck AG und zum Vorteil der Familie Plambeck quersubventioniert worden sein. Besonders ein Vorgang erhitzt derzeit die Aktionärsschützer. Die Plambeck AG hatte in den vergangenen beiden Jahren in zwei Tranchen den dänischen Rotorblatthersteller SSP Technology A/S komplett übernommen und dabei einen Preis bezahlt, der schon kurz nach dem Kauf zu einem großen Teil abgeschrieben werden musste. Delikat daran ist, dass große Teile der SSP vorher der Plambeck Holding gehörten. Und die ist Privatbesitz von Norbert Plambeck. Der Verdacht: Die Familie Plambeck hat sich auf Kosten der Plambeck AG bereichert.

Der erste Gutachter, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, hatte den Wert der SSP vor dem Kauf bereits deutlich niedriger angesetzt, woraufhin die Plambeck AG der BDO den Auftrag entzog. Nun will die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz durch einen Antrag auf der heutigen Hauptversammlung erreichen, dass dieser Vorgang durch die Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unter die Lupe genommen wird.

Doch auch andere Transaktionen muten skurril an. So hat die Plambeck AG dem Alpincenter in Bottrop – einer Skihalle auf einer Kohlehalde – einen Kredit gewährt. Einer der Gesellschafter des Alpinecenters ist der Plambeck-Finanzvorstand Martin Billhardt. Das erklärt die Transaktion. Befremdlich ist sie gleichwohl: Ein Unternehmen, das sich als Ökofirma positioniert, unterstützt nebenher ein Sportzentrum, das mit Frosttemperaturen im Sommer viele Millionen Kilowattstunden Strom jährlich verbrät.

Im vergangenen Jahr war das Unternehmen wegen Wertberichtigungen und Projektverschiebungen mit einem Verlust von 163 Millionen Euro vor Steuern tief in die roten Zahlen gerutscht. Plambeck hatte sich im ersten Halbjahr zeitweise in einer angespannten Finanzsituation befunden. Die Lage hatte sich aber durch eine neue Kreditlinie verbessert. In den ersten sechs Monaten lag der Gewinn bei 200.000 Euro.

BERNWARD JANZING