Modell Puerto Rico

Die Bewohner einer kleinen Insel bei Puerto Rico haben die US-Marine erfolgreich bekämpft

BERLIN taz ■ 2003 war der Horror für die Bewohner der kleinen Insel Vieques endlich vorbei. 60 Jahre lang hatte das Eiland vor Puerto Rico der US-Marine als Bombenabwurfplatz, Manövergebiet und Munitionslager gedient. Unter anderen warfen die Marineflugzeuge Bomben mit Napalm oder mit Urangeschossen. Schießlich hatte der Protest der Einwohner Erfolg.

Die Marine enteignete ab 1941 drei Viertel des Landes, zerstörte die Zuckerrohr- und Kokosnussplantagen. Die gut 9.000 Einwohner leben auf einem schmalen Streifen in der Mitte der 134 Quadratkilometer großen subtropischen Insel. Der Westen und der Osten sind Sperrgebiet. Auch der Fischfang, die zweite Haupteinnahmequelle der Inselbewohner, wurde durch die Manöver und die Wasserverschmutzung sehr erschwert.

Immer wieder hatte es Proteste gegeben. Doch erst 1999, nachdem der Viequese David Sanes, der als ziviler Wachmann für die Marine arbeitete, durch einen Fehlabwurf getötet wurde, stand die Inselbevölkerung geschlossen hinter den gewaltfreien Demonstrationen. Die Aktionen wurden auch international unterstützt. Zu einer Demonstration im Februar 2000 in der Hauptstadt von Puerto Rico, San Juan, kamen 150.000 Menschen.

Als Reaktion auf den Widerstand verurteilten US-Gerichte die Protestierenden zu immer höheren Gefängnisstrafen. Bis heute sitzen noch AktivistInnen in US-Gefängnissen. Sie wurden wegen unerlaubten Betretens des Marinegeländes zu Gefängnis bis zu fünf Jahren verurteilt.

Im Mai 2003 trat die Marine schließlich ihr Land an die Naturschutzbehörde der USA ab. (Siehe Interview.) SABINE RIETZ