TRAUMJOB IM SOMMERBAD

Die Füße gegen die Brüstung des Aufsichtsturms gestemmt, wacht Bademeister Simon K. (37) – genau gesagt ist er Rettungsschwimmer – im Kreuzberger Prinzenbad über sein Reich. Aber nur bei schönem Wetter: Wenn es regnet, verzieht er sich lieber ins Glashaus des Turms und guckt durch die Scheibe. Simon K. arbeitet seit 19 Jahren im Prinzenbad. Bademeister sei sein Traumjob, hat er der taz einmal gesagt und, wie es seine Art ist, hinterhergeschoben: „Man muss ein bisschen bekloppt sein, um das hier freiwillig zu machen.“ Von Rangeleien über Massenschlägereien bis hin zu Messerstechereien mit Toten – es gibt fast nichts, was der Mann mit Glatze und Bauch nicht schon erlebt hätte. Simon K.s Kapital: Er kennt seine Pappenheimer. Der Sohn eines Alkoholikers und einer Sozialhilfeempfängerin war früher selbst ein Kreuzberger Ghettokid. Und im Prinzen verkehrt er von Kindesbeinen an. „Als Baby hab ick ins Wasser rinjeschissen. Jetzt hole ick die Scheiße raus“, so sein Leitspruch. In diesem Sommer hat der Bademeister, der fast nichts so hasst wie Wasser, für die taz Tagebuch geführt.

Der Abgesang auf die Sommersaison 2005 „im Prinzen“ kommt dabei eine Woche zu früh. Gestern haben die Berliner Betriebe Bäder mitgeteilt, dass das Bad nun doch nicht, wie anfangs angekündigt, am 28. August, sondern erst am 4. September schließen wird. Den Stammkunden genügt das aber nicht. In der Vergangenheit hatte das Bad immer mindestens die ersten beiden Septemberwochen offen. Vielleicht ist ja noch eine weitere Verlängerung drin? PLU