Big business mit Bananen

Die Südfrucht mit Kultfaktor hält Einzug in großen Supermarktketten. 2004 gingen bereits über eine Millionen Biobananen mit TransFair-Logo über den Ladentisch

Bananen – ein Klassiker unter den fair gehandelten Produkten – ist zunehmend in großen Supermärkten erhältlich. Nach Kaiser’s, Tengelmann und Edeka zog auch Walmart nach. Das hat auch symbolische Bedeutung, denn es gibt wohl keine Frucht, an der sich die Verwerfungen der kapitalistischen Weltwirtschaft so deutlich zeigen wie an der Banane: 1915 kosteten sie in Deutschland pro Stück noch 15 Pfennige und hatten damit den Status einer Delikatesse auf dem Speisezettel der Wohlhabenden. In den 20er-Jahren wurde die Banane zum Massenprodukt. Adenauer schließlich bestand bei der Unterzeichnung der Gründungsverträge für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft auf ihrer zollfreien Einfuhr, der Preis der inzwischen zum Pop-Kultobjekt mutierten krummen Frucht fiel stetig.

Der Kehrseite der Medaille ließ sich in den Produzentenländern beobachten: Die großen Ländereien US-amerikanischer Fruchthandelsgesellschaften entwickelten sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts zu wirtschaftlich und politisch einflussreichen Enklaven, von denen vor allem die mittelamerikanischen Staaten in hohem Maße abhängig waren – so wie Guatemala, wo 1954 der demokratisch gewählte Präsident Jacobo Arbenz auf Betreiben der United Fruit Company und des CIA gestürzt wurde. Für Che Guevara, der als junger Reisender vor Ort weilte, wurde der Putsch zum Erweckungserlebnis.

Seither haben sich die Strukturen von Produktion, Handel und Konsumption im Grunde kaum geändert, nur heißt die United Fruit Company heute Chiquita Brands International. Die Konfliktlinien sind differenzierter geworden – und nicht zuletzt neue Akteure hinzugetreten. Zum Beispiel BanaFair. Seit 1986 importiert und vertreibt der Verein Bananen aus fairem Handel – unter ökologischen Kriterien von Kleinproduzenten angebaut, die ihre Früchte unabhängig von multinationalen Konzernen verkaufen.

„Wir sind aber nicht nur im Bananenhandel aktiv“, sagt Rudi Pfeifer von BanaFair, „sondern leisten auch entwicklungspolitische Arbeit.“ Zurzeit unterstützt der Verein zum Beispiel die Arbeiter der ecuadorianischen Hacienda María Teresa; sie sind im Dezember in den Streik getreten, weil sie wiederholt nur die Hälfte ihres sowieso mageren Wochengehalts bekommen hatten. Beim aktuellen Streit um die EU-Einfuhrregelungen für Bananen fordert BanaFair, dass der Übergang von dem bisherigen Mengenkontingent-System, das die ehemaligen europäischen Kolonien bevorzugt, auf das ab 1. Januar 2006 wirksame Zollsystem behutsam erfolgt. Sonst würden die kleinen Karibik-Produzenten zu sehr benachteiligt werden.

In Deutschland hat sich derweil der Handel mit fairen Biobananen erheblich ausgeweitet. 2004 gingen bereits über eine Million Biobananen, die das TransFair-Logo trugen, über den Ladentisch; erhältlich sind sie bundesweit neben den rund 800 Weltläden in inzwischen über 20.000 Supermärkten und Lebensmittelabteilungen der Warenhäuser. Wer das TransFair-Siegel erhalten will, muss einen Aufschlag von 1,75 US-Dollar pro 18-Kilo-Kiste zahlen, der für Investitionen in die Infrastruktur, Bildung, Gesundheit oder ökologische Maßnahmen verwendet wird. OLE

Weitere Infos: www.transfair.org und www.banafair.de