Schilys Wunschliste

Beim Interpol-Jahrestreffen wünscht sich Deutschland bessere Opfer-Datenbanken und Kommunikationstechnik

BERLIN taz ■ Für Otto Schily hätte es ein netter Wochenbeginn werden können: Die Interpol-Generalversammlung in Berlin eröffnen, vor Polizeichefs aus 182 Ländern gewichtige Worte über die Bedeutung grenzüberschreitender Zusammenarbeit verlieren, sich als Player im internationalen Sicherheitsnetzwerk profilieren – wäre da nicht diese Wahl gewesen gestern Abend. Heute, am Tag danach, dürften die 604 Delegierten des jährlichen Treffens der internationalen Kriminalpolizeiorganisation bestenfalls die partielle Aufmerksamkeit des Gastgebers bekommen.

Dabei wird sich die Generalversammlung mit Anliegen befassen, die auch auf der Wunschliste deutscher Sicherheitsbehörden stehen – vom Katastrophenmanagement bis zur Verbesserung des weltweiten Informationsverbunds der Polizeien. So werden die Interpol-Delegierten über eine deutsche Initiative zur schnelleren Identifizierung von Opfern nach Großkatastrophen wie dem Tsunami in Südostasien abstimmen. Ziel ist es, eine neue internationale Opfer-Datenbank aufzubauen. Darin sollen nicht nur – wie bisher – die Personalien der Vermissten oder Toten registriert werden, sondern auch persönliche Erkennungsmerkmale wie Zahnstatus oder DNA. Laut Bundeskriminalamt (BKA) arbeiten deutsche Identifizierungsfachleute schon länger mit einer solchen Datenbank, allerdings nur national. Der Aufbau eines weltweiten Informationsnetzes bei Interpol sei deshalb ein „wichtiges Anliegen“, meint Schily.

Das BKA hofft, dass die Delegierten auch den Ausbau des Informationsnetzes vorantreiben. Interpol verfügt mit dem „Interpol Global Communication System“ zwar über eine moderne Online-Kommunikationsplattform. An dem Hightech-Verbund beteiligen sich aber mangels technischer und finanzieller Ressourcen erst 164 der 182 Mitglieder. „Unser Ziel muss es sein, dass alle Mitgliedsstaaten schnell an dieses Informationssystem angeschlossen werden“, fordert BKA-Chef Jörg Ziercke.

Nach Ansicht des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) gehört auf die Tagesordnung auch ein weiteres Thema: Die Standards polizeilicher Arbeit weltweit. In vielen Ländern seien die Arbeitsbedingungen der Kollegen miserabel und die Bezahlung ungesichert, mahnt BDK-Sprecher Bernd Carstensen. Solange sich daran nichts ändere, könne man Probleme wie die Bestechlichkeit von Polizisten nicht in den Griff kriegen. „Für ein Signal zu diesen heiklen Fragen gäbe es kein besseres Forum als Interpol“, so Carstensen. Doch auf dem offiziellen Programm hat das Thema keinen Platz gefunden. ASTRID GEISLER