VEREHRTE MUSCHI! (III)

Edmund Stoibers Briefe aus der Hauptstadt an seine in Wolfratshausen weilende Gattin Karin, genannt „Muschi“

Verehrte Muschi,

wie du siehst habe ich es jetzt doch so gemacht wie du gesagt hast und ich muss zugeben dass es doch keine gute Idee gewesen ist mit Berlin, auch wenn deine Sorge mit der Monika Hohlmeier völlig unbegründet war, was sich schon daran zeigt, dass diese, wie sich jetzt herausstellt, nie ernsthaft nach Berlin umziehen wollte und es jetzt auch nicht macht.

Es ist ein rechter Saustall hier in der Hauptstadt und es stimmt natürlich nicht, dass ich jetzt doch heimkomme, weil die Roten den Müntefering abgesägt haben und auch diese Sache vorher mit den Referaten stimmte nicht, weil es eine Ausrede gewesen ist in Richtung der Alten.

Jetzt habe ich sie glaube ich bald so weit dass sie überschnappt. Zuerst habe ich sie ja schon ganz dammisch gemacht mit der Kandidatur, und dann mit ihren depperten Landsleuten, und jetzt noch mit den Referaten und dass ich doch nicht komme. Ich hab’ mir überlegt, dass nachdem wir beim Heiligen Vater zu Rom gewesen sind, dass ich ihr danach dann sage, ich komme doch. Oder noch besser, ich sags ihr nicht, sondern ich sags dem Münchner Merkur und wenn sie mich fragt, dann sag’ ich, dass ich es mir noch mal überlegen muss und gebe ein Interview in der Süddeutschen, wo ich dann sage, dass ich es nur unter bestimmten Voraussetzungen mache und einen Tag drauf ruf’ ich den Koch an und sag’ dass ich komm’ und komme aber doch nicht und schicke ich ihr eine Mail, wo drin steht, dass ich doch nicht komm, und wenn sie das dann liest und mich anruft, sage ich, das muss ein Virus gewesen sein oder ob sie sich vielleicht verlesen hat, und abends in den Tagesthemen sag ich zum Wickert ich komme ganz sicher. Ich komme aber doch nicht und sage, jaja, aber die Referate hätten doch stimmen müssen.

Muschi, ich kann es förmlich schon sehen, wie der Alten die Backen immer weiter herunter hängen bis sie schließlich am Boden schleifen und sie ihres Lebens nicht mehr froh wird und schließlich dahin zurückgeht wo sie hingehört, wie es schon längst Zeit ist, dass sie es endlich tut. Sie hat es sich nur selbst zuzuschreiben und hätte ja bloß nicht so unverschämt sein brauchen damals beim Frühstück bei uns daheim. Das hat sie jetzt davon.

Verehrte Muschi, jetzt muss ich Schluss machen, weil ich noch einpacken muss und ich werde den Ratzinger auch um seinen Segen für dich bitten und überhaupt kommt gerade ein Besuch herein.

Herzlichst, Edmund