pisa und berlin
: Leistung muss sich erst mal lohnen

Schulprogramme, Förderunterricht, flankierende sozialpädagogische Maßnahmen – man kann es fast schon mitbeten, was nach den gestern vorgelegten Pisa-Ergebnissen wieder gefordert werden wird, um die Qualität der Berliner Schulen zu verbessern. Das ist ja auch alles nicht sinnlos oder verkehrt. Doch die Tatsache, dass nach wie vor die SchülerInnen aus aus dem Ausland zugewanderten Familien große Probleme an den Schulen haben, zeigt auch, dass solche Maßnahmen bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Das ist erschreckend, und erschreckend ist auch, dass es gerade die bereits hier geborenen Kinder zugewanderter Eltern sind, die die größten Probleme haben. Sie schneiden im Pisa-Vergleich schlechter ab als die SchülerInnen, die selbst Neuzuwanderer sind.

KOMMENTAR VON ALKE WIERTH

Die Ursachen dafür nun allein in ethnischen, kulturellen oder gar religiösen Hintergründen der Zuwanderergruppen zu suchen, ist für manchen sicher verlockend. Bei den hier Geborenen handelt es sich nämlich vor allem um türkischstämmige Zuwanderer, bei den anderen in der Mehrzahl um später gekommene Russlanddeutsche.

Eine solche Erklärung ließe allerdings völlig außer Acht, dass auch in der ersten Generation türkischer Zuwanderer die Leistungs- und Integrationserfolge über den heutigen lagen. Da spielt etwas anderes eine wichtige Rolle: die Erfahrung vieler Migranten nämlich, dass Leistung sich für sie eben nicht lohnt. Wer in seinem Umfeld eine weit über dem Durchschnitt liegende Arbeitslosigkeit, eine Benachteiligung bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen täglich erlebt, der wird sich sicher fragen, warum er sich in der Schule überhaupt anstrengen soll. Solange man Jugendlichen nichts anbietet, für das sich Anstrengung wirklich lohnt, nämlich Ausbildungs- und Arbeitsplätze, so lange wird man von vielen von ihnen Fleiß und Disziplin vergeblich erwarten.