Rechte Clique übt Selbstjustiz

Prozessauftakt gegen Schlägertrupp: Zwölf junge Männer und Frauen müssen sich für die Misshandlung vermeintlicher Sexualstraftäter in Treptow-Köpenick verantworten

Die Avancen der 17-jährigen Jennifer K. sollten für den Mann schlimme Folgen haben. Denn der Sex, den das junge Mädchen in Aussicht stellte, sollte nur ein Vorwand sein, um in die Wohnung des 40-Jährigen zu gelangen und dort die Tür für die Schläger der rechten Jugendclique zu öffnen. „Eine Abreibung“ wollten sie dem vermeintlichen Kinderschänder verpassen. Mit Messer und Schlagring fügten sie ihm schwere Wunden zu, ein Bügeleisen verbrannte dem Mann die Brust und den Oberschenkel. Einen Computer, eine Münzsammlung sowie die EC-Karte des Opfers ließen die Täter mitgehen.

Am Dienstag hat vor dem Berliner Landgericht nun der Prozess begonnen, der diesen und vier weitere Vorgänge in Treptow-Köpenick aus dem Mai 2005 aufklären soll. Angeklagt sind zwölf junge Männer und Frauen im Alter zwischen 17 und 31 Jahren. Ihnen wird unter anderem schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Alle haben bereits früh Geständnisse abgelegt, sieben der Angeklagten sitzen seit Mai in Untersuchungshaft.

Hinter den Vorwürfen steckt offenbar ein System der Selbstjustiz der jungen Beschuldigten, die der rechten Szene zugeordnet werden. So sind zwei weitere Männer nur wenige Tage nach der ersten Tat ebenfalls aufgesucht worden, weil sie angeblich Kontakt zu jungen Mädchen gesucht hatten. Am 11. Mai wurde ein 30-Jähriger von der Clique in seiner Wohnung misshandelt und mit Alkohol überschüttet. Die Täter drohten ihn anzuzünden. Auch hier stahlen sie Geld und andere Wertgegenstände.

Ähnlich erging es einem 57-Jährigen am 12. Mai, dem eine „Lektion“ dafür erteilt werden sollte, dass er angeblich die Freundin einer Beschuldigten vergewaltigt habe. Hier sollen zwei der Angeklagten mit einem Schlagstock zugeschlagen und Geld gestohlen haben, während andere Schmiere standen.

Zwei 16- und 18-jährigen Punks wurde ihr Äußeres zum Verhängnis, als die Täter-Gruppe auf dem Weg zu dem vermeintlichen Vergewaltiger war. An einem Imbiss wurden sie zusammengeschlagen und einem Opfer wurde die Jacke geklaut.

Die Verhandlung soll bis zu ihrem Abschluss unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, um die minderjährigen Angeklagten zu schützen. KF